Sommertouren 2020 - Anita Klahn

Familien sind uns wichtig!

Familien sind von den Maßnahmen in der Corona-Pandemie besonders betroffen. Auch die Kindertagespflegepersonen waren verunsichert, wie sie die Betreuungsnachfragen mit den Hygienevorschriften maßvoll umsetzen konnte.  Mit großem Engagement konnten im Kreis Pinneberg die Angebote aufrecht gehalten werden. Wie die Betreuungsangebote für Kinder in den kommenden Monaten verlässlich gestaltet werden können, aber auch wie zukünftig ein Vertretungsmodell in der Kindertagespflege sichergestellt werden kann, diskutierte Anita Klahn mit der Leiterin der Familienbildungsstätte Wedel, begleitet von Mitgliedern der Kreistagsfraktion.

Besonders vorteilhaft erscheinen das Springer-Modell oder Stützpunktmodell. In beiden Fällen wären anerkannte Tagespflegepersonen ganzjährig grundfinanziert und erhalten im Vertretungsfall das volle Entgelt. Der Unterschied ist, dass im Krankheitsfall die Springer in den Räumen der zu vertretenden Tageseltern arbeiten oder die Kinder in den sogenannten Stützpunkt wechseln.  Für beide Fälle ist aber wichtig, dass im Vorfeld regelmäßige Kontakte bestehen, damit den Kindern die Vertretungsperson vertraut ist.

Wie wichtig und vielfältig familienunterstützende Angebote sind, stellte der Leiter der Beratungsstelle WENDEPUNKT e.V, Dirk Jacobsen im Gespräch vor. Der Verein engagiert sich seit 1991 für Respekt und Gewaltfreiheit in Erziehung, Partnerschaft und Sexualität im Kreis Pinneberg und darüber hinaus. Als gewaltpräventive Einrichtung bietet er eine Vielzahl an Maßnahmen und Angeboten, um körperliche, psychische und sexuelle Grenzverletzungen früh zu erkennen, kompetent einzugreifen und für die Zukunft verhindern zu helfen. Die vom Land Schleswig-Holstein unterstützte Traumapädagogik in Kindertagesstätten und Schulen wird mit großem Interesse angenommen und zeigt Erfolge.

Die Kreisberufsschule Pinneberg ist moderner digitaler Lernort.

Schulleiter Erik Sachse lebt für „seine“ Schule. Im Gespräch spürt man seine Begeisterung, Schule zu einem modernen digitalen Lernort zu entwickeln.  Diese Überzeugungskraft hat er eingesetzt, um die Politik vor Ort, aber auch sein Lehrerkollegium, die Schülerinnen und Schüler zu begeistern. Die finanziellen Möglichkeiten auf Kreis-, Landes- und Bundesebene wurden eingeworben, der Digitalpakt genutzt, um die Schule mit 5 Glasfaserleitungen, WiFi 6.0 und damit freies WLAN für alle Schülerinnen und Schüler anbieten zu können. Noch sind nicht alle Klassenräume ausgestattet, wie die Leiterin des Fachbereiches Gesundheit, Pflege und Ernährung, Britta Sierakowski bedauerte. Der dringende Appell lautete daher auch, dass sowohl Bund als auch das Land für die Infrastruktur der Schulen dringend weitere Finanzmittel bereitstellen müssen.

Kindertagesstätten- und Schulbesuch in Corona-Zeiten sicher gestalten

Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen werden auch in den nächsten Monaten mit besonderen Gesundheitsschutzauflagen arbeiten müssen. Eine genauere Risikoeinschätzung und Bewertung des Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen erwarten wir von einer aktuell laufenden Studie.

Aber nicht nur ein Corona-Infekt, sondern auch andere mit Fieber einhergehende Infektionen belasten Kinder, belasten den Kindergarten- und Schulbetrieb. Aber so mancher verantwortliche Erzieher oder Lehrkraft klagte über Diskussionen mit den Betroffenen. Für uns - und sicher für alle anderen verantwortungsbewussten Menschen auch - gehört ein fiebriges Kind nicht in die Kita, nicht in die Schule. Wie man auf einfache und auch preiswerte Art und Weise hier eine Klärung herbeischaffen kann, erfuhr Anita Klahn bei der Stockeldorfer Firma VisiConsult.

Eigentlich ist das Unternehmen aus Schleswig-Holstein weltweit führend im Bereich Industrie-Röntgenanlagen. Während des Lockdowns wurde man dort aber innovativ und hat Scanner zum Messen der Körpertemperatur entwickelt. Sie arbeiten kontaktlos, sehr präzise und vor allem ohne Datenspeicher, also völlig anonym. Mit Hilfe des Temperatur-Scanners kann festgestellt werden, wenn jemand eine erhöhte Körpertempertur hat. Dies kann ein Indiz für eine Corona-Infektion sein, muss es aber nicht. Trotzdem könnten solche Scanner beispielsweise an Schulen helfen, das Infektionsgeschehen besser zu kontrollieren.  

Ricardo Nehls, Ortsvorsitzender FDP Stockelsdorf, Anita Klahn, Hajo und Lennart Schulenburg, Inhaber

Ricardo Nehls, Ortsvorsitzender FDP Stockelsdorf, Anita Klahn, Hajo und Lennart Schulenburg, Inhaber

Kreative Ideen für Unternehmerinnen und Unternehmer ohne eigene Büroräume

Der Mut zur Selbständigkeit ist bei Frauen grundsätzlich da, nur agieren sie oft vorsichtiger mit strukturellen finanziellen Verpflichtungen wie beispielsweise mit repräsentativen, aber teuren Büroräumen. Die Smart Factory in Elmshorn bietet eine Lösung an, nicht nur für Frauen. Idee der beiden Gründer Paul März und Vartan Galstyan ist es für Start-Ups ein Umfeld zu schaffen, indem sie ihre Ideen entwickeln können, ohne sich um technische Ausstattung, Konferenzräume, Kaffeeküche und Catering kümmern zu müssen, sondern sich einfach Zeiten für Büroräume oder einen Arbeitsplatz anzumieten und alles Weitere als Dienstleistung zu erhalten. Ermöglicht wurde das Projekt durch das Bauunternehmen Semmelhack, welche ein ehemaliges Telekomgebäude nach den Wünschen der zwei Jungunternehmer umbaute, so dass ein Saal mit Bühne und vielen hellen Büros entstand.  Anita Klahn regte in dem Gespräch an, Kooperationen mit Kindertagespflegepersonen anzustreben. Junge Selbständige sind oftmals zeitgleich auch in der Familiengründungsphase und auf passgenaue Betreuungsangebote angewiesen.

Kulturknotenpunkt Drostei überzeugt

Die Idee, die hinter den Kulturknotenpunkten des Landes Schleswig-Holstein steht, ist eine Vernetzung kultureller Angebote unabhängig von Kreiszugehörigkeiten und wird jährlich mit 20.000 Euro vom Land finanziert. Wie erfolgreich eine Umsetzung sein kann, wie sinnvoll die Fortführung dieser Netzwerkarbeit ist, erörterte Anita Klahn mit der Leiterin Stefanie Fricke und dem Geschäftsführer Jens Bollwahn in dem historischen Gebäude Drostei. Und wer sich die Internetseite https://www.drostei.de/kulturknotenpunkt/ ansieht, merkt ganz schnell, mit viel Engagement, Herzblut und Kompetenz hier kulturelle Netzwerkarbeit betrieben wird. Wobei die Förderung von jungen Talenten genauso im Fokus stehen wie klassische Angebote. Durch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie entstand die Idee einer digitalen Ausstellung, die unsere kulturpolitische Sprecherin Anita Klahn gleich ausprobierte.

Besuch von KZ-Gedenkstätten

Ein Themenschwerpunkt der Sommertour von Anita Klahn war die regionale Geschichte sowie Gedenkstätten als außerschulische Lernorte. Was viele heute nicht mehr wissen: Während des Nationalsozialismus gab es in Schleswig-Holstein Konzentrationslager, die nach dem Krieg weitgehend abgerissen wurden. Doch die Spuren des unermesslichen Leides, das viele tausend Menschen bis 1945 erfahren mussten, sind noch immer zu sehen. In der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund hat die SS 2000 Häftlinge Panzerabwehrgräben ausheben lassen, um einen befürchteten Einmarsch alliierter Truppen von Norden aufzuhalten. Das KZ bestand zwar nur sechs Wochen, aber in dieser Zeit starben 300 Häftlinge an Hunger und Krankheit. Die Baracken, in denen die Menschen hausen mussten, wurden nach dem Krieg abgerissen, aber die Gräben und die Gräber sind heute noch zu sehen. Die evangelische Kirchengemeinde St. Petri Ladelund kümmert sich um die Gedenkstätte und die historische Aufbereitung dieser Zeit. 1950 gegründet ist die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund eine der ältesten in Deutschland. Dr. Katja Happe, leiterin der Gedenkstätte, führte Anita Klahn über das Gelände. Die Gedenkstätte ist nicht nur ein Mahnmal für die dunkle Geschichte Deutschlands, sondern auch ein Ort, an dem junge Menschen Projekte realisieren, die an das Schicksal der Häftlinge erinnern. Solche außerschulischen Lernorte sind wichtig, um diese historischen Ereignisse zu vermitteln, zu sensibilisieren und aufzuarbeiten. Das Land Schleswig-Holstein fördert die Gedenkstätte.

Dr. Katja Happe und Anita Klahn vor den Gräbern der KZ-Häftlinge

Die Gräber der KZ-Häftlinge dienen als Mahnmal.

Lange war weitgehend unbekannt, dass es im Kreis Nordfriesland ein weiteres Konzentrationslager gegeben hat. In der Nähe von Husum befand sich ein Außenlager des Hamburger KZ Neuengamme. Wie in Ladelund erinnert optisch nur noch wenig an das ehemalige KZ. Seit Anfang der 80er Jahre rückt die Geschichte des Lagers allerdings wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Heute bietet die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing nicht nur Führungen an, sondern es gibt ein umfangreiches Bildungsangebot, themenbezogene Projekte und vieles mehr. Dabei findet nicht nur eine Auseinandersetzung mit der Geschichte statt, sondern auch mit leider wieder sehr aktuellen Themen wie Rassismus und Rechtsextremismus. So bedrückend ein Rundgang über ein ehemaliges KZ-Gelände ist, so wichtig ist es auch, dass immer wieder an die Gräueltaten des Nationalsozialismus erinnert wird, findet Anita Klahn.

Anita Klahn vor den 300 Stelen

Die 300 Stelen erinnern an die getöteten Lagerinsassen in der Husumer Außenstelle des KZ Neuengamme.

Anita Klahn vor den Erläuterungstafeln

Auf den Erläuterungstafeln sind die Namen, Nationalität und weitere Angaben zu den Ermordeten aufgeführt.

Ahrensböker Haus

„Unsere Schule war ein KZ“, so lautet die Dokumentation zu dem an der B 432 liegenden Gebäude. Es ist auch nur ein kleines Hinweisschild in Ahrensbök, das auf die Gedenkstätte an der vielbefahrenen Ersatz-Bäderstraße von Hamburg nach Scharbeutz hinweist. Umso beeindruckender ist der Rundgang durch informative Ausstellung, ganz besonders das Gespräch mit der Kuratorin.

Im Anschluss diskutierte Anita Klahn mit Mitgliedern des Vorstandes der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten in Schleswig-Holstein und der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten über die Bedeutung gerade diese authentischen Orte des Erinnerns zu erhalten. Wesentlich ist die Frage der Finanzierung. Die bisherigen öffentlichen Fördergelder werden zwar durch Spenden und Eintrittsgelder aufgestockt, aber unter dem Aspekt, dass zukünftig hauptamtliche Mitarbeiter verstärkt für die Vermittlungsarbeit eingestellt werden müssen, braucht es zusätzlichen Mittel. Wie wichtig die Kompetenz des Hauptamtes ist, wird an dem Beispiel der Jugendarbeit deutlich.

Frauenfachberatungen

Das Land Schleswig-Holstein fördert in dieser Legislaturperiode Infrastrukturmaßnahmen in Frauenhäusern und Frauenfacheinrichtungen ganz besonders. Dazu ist eine erneute Bedarfserhebung auch mit Blick auf die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Arbeit.

Wie die Arbeit in Corona-Pandemie-Zeiten sich verändert hat, wollte Anita Klahn in ihrer Funktion als frauenpolitische Sprecherin gern vor Ort erfahren. Auch wenn die Polizeistatistik keine Anstiege verzeichnet, berichten die Fachberaterinnen von dem hohen Druck ihrer Besucherinnen. Einige sind über telefonische Angebote zu erreichen, Wegweisungen sind eine sinnvolle Maßnahme, aber häufig nicht von dauerhaftem Erfolg, im Ergebnis wird bei den Sommergesprächen in Flensburg, Eutin, Pinneberg, Schwarzenbek, Bad Oldesloe immer wieder deutlich, wie wichtig das persönliche Gespräch ist. Ein weiteres Thema war auch die Finanzierung einer Koordinierungsstelle.