In ihrer Rede zu TOP 15 (Schuljahr des Ehrenamtes 2021/2022 für Schülerinnen und Schüler) erklärt die stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:
„In Deutschland engagieren sich über 30 Millionen Menschen im Ehrenamt. Ein gewaltiger Einsatz, ohne den unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde. Feuerwehr, Notfallrettung, THW, Sport, Musik, Integrationsangebote und Nachbarschaftshilfe sind nur einige der bekanntesten Ehrenämter, aber auch im schulischen Kontext geht es nicht ohne Ehrenamt. Lesepaten, Nachhilfe von Schülern für Schüler, die Partizipation der Eltern und Schüler braucht das Ehrenamt. Angebote im offenen Ganztag werden durch die ehrenamtliche Arbeit der Vereine nicht nur bereichert, sondern auch gesichert. Und eines ist auch klar: Trotz aller staatlichen Unterstützung, Projektförderung und Zuschüsse: Am Ende sind es die Bürgerinnen und Bürger, die über das Ehrenamt die Lücken ausfüllen, ohne die unsere Gesellschaft nicht nur bedeutend ärmer wäre, sondern in dieser Form auch gar nicht funktionieren würde. Bevor ich also mit meiner Rede fortfahre, möchte ich mich daher zuerst im Namen meiner Fraktion bei allen bedanken, die sich ehrenamtlich engagieren und dabei viel auf sich nehmen, um den dringender denn je benötigten Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken.
Die Corona-Pandemie hat in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens tiefe Spuren hinterlassen. Das Herunterfahren des öffentlichen Lebens hat dazu geführt, dass viele über Jahre und Jahrzehnte gewachsenen Strukturen unter Druck geraten – oder bereits unwiederbringlich verloren sind. Das gilt insbesondere für die Bereiche, die vom freiwilligen Engagement einer Gesellschaft leben, in der sich uneigennützig für Projekte eingesetzt wird. Ausgangssperren, Kontaktverbote und Mindestabstände haben insbesondere hier ihre verheerende Wirkung gezeigt. Aber nicht nur Lockdown, Masken und Abstände haben dafür gesorgt, dass der freiwillige Einsatz in den letzten anderthalb Jahren zurückgegangen ist.
Vielen Menschen hat die Krise und die damit verbundenen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Sorgen eine Menge abverlangt. Unterrichtsausfall, fehlende Betreuung und Kurzarbeit kosteten Aufmerksamkeit, Disziplin und eine gehörige Extraportion Kraft. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn hinter diesem gewaltigen Berg an Zusatzbelastungen für die Bürger ehrenamtliche Tätigkeiten zurückstehen mussten. Umso wichtiger ist es also, dass wir das Ehrenamt im Blick behalten und an dieser Stelle sozusagen einen kleinen Neustart auf den Weg bringen. Dazu gehört auch, dass wir in der Schule den Wert des Ehrenamtes neu vermitteln, wieder in den Fokus rücken und aufzeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt, etwas für andere zu tun und zu erleben und wie sich der Einsatz für andere positiv auf das eigene Leben auswirkt.
Ich bin überzeugt davon, dass viele gesellschaftliche Entwicklungen zu Selbstbezogenheit und Individualisierung führen. Gerade deshalb müssen wir den Wert des Ehrenamtes bewerben und herausstellen, bei dem es ja genau darum geht, das persönliche Interesse in den Hintergrund zu stellen. Ich glaube, dass wir gut beraten sind, unseren Kindern das an dieser Stelle mit auf den Weg zu geben. Gleichzeitig müssen wir aber auch aufpassen, wie wir das Ganze in den Schulen umsetzen. Wir sind gerade erst dabei, die Auswirkungen von Unterrichtsausfall und fehlendem Präsenzunterricht vollständig zu erfassen. Der Aufholprozess wird wiederum viel Energie von allen Beteiligten fordern. Insofern sollten wir jedes Zusatzprogramm und jede neue Belastung von Lehrern und Schülern genau im Blick haben, denn das Ehrenamt und die Vermittlung seiner Aufgaben und Werte hat es verdient, in einem angemessenen Rahmen bedacht zu werden.“
Rede zu Protokoll gegeben!