In ihrer Rede zu TOP 23+31 (Bund-Länder-Kooperation im Bildungsbereich stärken und Jahr der Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schleswig-Holstein) erklärt die stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:
„Ich begrüße die Diskussion um die Frage, wie in der Bildungspolitik eine bessere Koordination zwischen Bund und Ländern erreicht werden kann. Wir stehen vor großen Herausforderungen, bei denen wir uns fragen müssen, wie wir aus einem vormals rigorosen Kooperationsverbot in Zukunft ein Kooperationsgebot machen können.
Mit dem Auslaufen des Digitalpaktes wird es wohl kaum einen Schlussstrich bei der Digitalisierung geben. Hier braucht es weitere Anstrengungen, die nicht allein von den Ländern geleistet werden können. Und auch beim Ausbau des Ganztages wird der Bund nicht umhin kommen, für einen Großteil der Betriebskosten aufzukommen. Aber auch abseits dieser Themen steht der Bildungsföderalismus vor Herausforderungen, die nicht erst seit gestern bestehen. Vor allem die Qualität und Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse ist in der aktuellen Form nicht mehr hinnehmbar.
Ob ideologische Ansätze oder das Zurückrudern und Umschwenken beim Politikwechsel oder auch völlig unterschiedliche Ansätze bei der Inklusion – eine objektive Bestandsaufnahme und anschließende Analyse ist hier bitter nötig, damit Schulen nicht mehr das Experimentierfeld bleiben, wie sie es seit so vielen Jahrzehnten sind.
Corona hat gezeigt, wie anfällig an vielen Stellen das bisherige System ist: Die Auslagerung von Produktionen und die Verlässlichkeit von Lieferketten haben uns vor Augen geführt, dass die Kontrolle über den Produktionsprozess und die Verfügbarkeit von Waren stärker als bisher in den Fokus rücken müssen. Nachhaltige Entwicklung heißt eben auch: Produktionen unter Umständen auch zu Re-Regionalisieren, Transportwege zu vermeiden und kritische Verfügbarkeiten, etwa bei Medizinprodukten oder Halbleitern, zu reduzieren. Daher ist es wichtig, dass wir in den Schulen das Bewusstsein für diese Problematiken haben. Hier brauchen wir Bildung und Aufklärung, wenn wir die Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren und damit gerechteren Ressourcenverteilung schaffen wollen.
Ich denke, dass die Bildung für nachhaltige Entwicklung dabei helfen kann und wird, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Daher ist es wichtig, dass wir auf Landesebene mit einer BNE-Strategie einen wichtigen Teil dazu beitragen, dies auch in die Institutionen zu tragen, um frühzeitig auf das Thema aufmerksam zu machen. BNE bedeutet aber nicht, dass sämtliche Fragen des gesellschaftlichen Lebens darin untergeordnet werden. Wir müssen vorsichtig sein, dass mit BNE keine moralische Überhöhung einhergeht und die Leute damit keine Vorschriften ableiten, wie sie ihren Alltag zu gestalten haben. Wir können den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung nur dann zu einem Erfolg führen, wenn große Teile der Gesellschaft auch dahinterstehen. Nachhaltige Entwicklung darf nicht heißen, dass wir verurteilen, sondern dass wir einen gemeinsamen Prozess gestaltet werden, bei dem sich alle vertreten sehen.
Und die nachhaltige Entwicklung ist ja auch mehr: Es geht um Bildung und Wissensvermittlung. Daher ist es sinnvoll, wenn wir unsere landesweite BNE-Strategie mit Projekten wie dem Sozial Entrepreneurship verbinden, um zu zeigen, dass Innovationen Teil einer nachhaltigen Entwicklung sind und diese fördern. Wir müssen unsere Schulen, Berufsbildenden Schulen und Universitäten zu Orten machen, bei denen technologieoffen nach Lösungen gesucht und geforscht wird, ohne im Vorfeld Meinungen und Ansichten einzuschränken. Wenn wir keinen Diskurs mehr führen können, wird dies zu mehr Widerständen und nicht zu mehr Konsens führen.
Ich bin überzeugt, dass wir mit der landesweiten BNE-Strategie zielgerichtet und mit einem breiten Ansatz gut aufgestellt sind. Quer durch alle Bildungsinstitutionen werden wir zu einer guten Umsetzung von BNE hier in Schleswig-Holstein gelangen. Ich freue mich auf den nächsten Bericht zum Stand der Umsetzung der Landesstrategie.“
Sperrfrist Redebeginn!
Es gilt das gesprochene Wort