In ihrer Rede zu TOP 32 (Statuserhebung zur Arbeitsfähigkeit und Gesundheit aus der Sicht von Lehrkräften) erklärt die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:
„Die Jamaika-Koalition hat es sich bekanntlich zum Ziel gesetzt, mehr Lehrer einzustellen und eine hundertprozentige Unterrichtsversorgung zu erreichen. Im letzten Jahr haben wir deshalb 890 neue Lehrerstellen geschaffen oder schon bestehende erhalten. Auch der Haushaltsentwurf für 2019 beweist unsere bildungspolitischen Ambitionen: 439 Stellen werden nicht gestrichen, 234 neue Lehrerstellen kommen hinzu. Ohne Lehrer geht nichts im Bildungswesen. Wir brauchen sie. Deshalb war es wichtig, dass die Statuserhebung zur Gesundheit von Lehrern gemacht wurde. Endlich bekommen wir valide Zahlen, die uns zeigen, wo der Schuh wirklich drückt und wie wir gezielt die Arbeitsbedingungen verbessern können.
Der Bericht liefert einige sehr erfreuliche Ergebnisse. Es muss uns freuen, dass fast jeder Lehrer seinen Job für wichtig hält. Es gibt eigentlich auch keinen Grund, daran zu zweifeln. Dafür ist ihr Bildungsauftrag einfach zu wichtig. Viele Lehrer halten ihre Arbeitsfähigkeit für solide. Offenbar stimmt auch der Teamgeist. Denn die meisten empfinden die Stimmung in den Kollegien als gut. Natürlich ist nicht alles so rosig an unseren Schulen wie es nun klingen mag. Auffällig ist, wie viele Lehrer unter der Lärmbelastung an ihrem Arbeitsplatz leiden. Die Mittel, die wir für das Schulbausanierungsprogramm freigegeben haben, können deshalb auch gezielt in den Lärmschutz investiert werden. Hellhörig müssen uns die Klagen über die Zunahme von Aufgaben, über Termin- und Leistungsdruck machen. Natürlich kennt diese Probleme nahezu jeder in der modernen Arbeitswelt. Doch sind die Beschwerden der Lehrer die Folgen einer Bildungspolitik, die sie zu überfordern droht.
Das Bildungswesen hat in den letzten 20 Jahren grundlegende Reformprozesse erfahren. Eine Lehrkraft soll heute gleichzeitig Wissensvermittler und Vertrauensperson, Erzieher und Sozialpädagoge, Lebens- und Berufsberater, Inklusions- und Integrationsfachkraft sein. Kompetenzorientierter, binnendifferenzierter Unterricht, große und heterogene Schülergruppen mit ihren jeweiligen Leistungsschwächen und -stärken stellen für viele Lehrkräfte eine besondere Herausforderung dar. Vermehrte Dokumentationspflichten, neue Technologien im Unterricht und Vertretungsunterricht verlangen den Lehrkräften viel ab. Wir müssen angesichts solcher Entwicklungen darauf achten, dass wir die Grenzen der Leistungsfähigkeit unseres Bildungssystems nicht überfordern.
81 Prozent der Befragten sehen in den verfügbaren Arbeitsmitteln und der IT-Ausstattung einen Belastungsfaktor. Das wundert mich nicht. Viele Schulen sind noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Das ambitionierte ‚digitale Bildungspaket‘, das die Ministerin vor wenigen Tagen vorstellte, ist ein Beweis dafür, dass Jamaika die Herausforderung der Digitalisierung in den Schulen entschlossen angehen will. Wir Freie Demokraten hören aber nicht auf zu fordern, dass die Große Koalition in Berlin ähnliche Entschlossenheit an den Tag legen muss. Rund 40 Millionen Euro soll Schleswig-Holstein pro Jahr bis 2021 aus dem Berliner Digitalpakt bekommen. Niemand kann glauben, dass sich davon neben Lehrerfortbildungen, einer Schulcloud und anderen Dingen auch die Ausstattung der Schulen mit modernen Arbeitsgeräten finanzieren lässt. Angesichts neuer Spitzenwerte bei den Einnahmen des Bundes müsste Berlin deutlich engagierter zu Werke gehen. Doch scheinen CDDU/CSU und SPD keine Visionen für eine zukunftsorientierte Bildungspolitik zu haben.
Wir werden aus dem Bericht die richtigen Konsequenzen ziehen. Die Schule soll zu einem besseren Arbeitsplatz werden, damit sich mehr junge, talentierte Menschen dafür entscheiden, Lehrer zu werden. Wir brauchen jeden einzelnen von ihnen.“
Es gilt das gesprochene Wort!