Zur heute vorgestellten internationalen Lese-Studie Iglu erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
"Spätestens seit dem IQB-Bildungstrend ist klar, was die Iglu-Studie jetzt erneut bestätigt: Erschreckend viele Kinder müssen am Ende der Grundschulzeit mit erheblichen Lerndefiziten in die weitere Schullaufbahn gehen, was ihre Chancen deutlich verschlechtert. Die soziale Herkunft ist in Deutschland und auch in Schleswig-Holstein noch immer viel zu entscheidend für den Lernerfolg. Das ist nicht nur ein großes Problem für die betroffenen Kinder, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt.
Um eine Trendwende zu erreichen, braucht es jetzt eine echte Offensive zur Stärkung der Grundschulen. Bildungsministerin Prien muss mit einem geeigneten Maßnahmenpaket reagieren. Wir schlagen dafür vor, die Stundenzahl in den Grundschulen schnellstmöglich weiter zu erhöhen und dies auf die Fächer Deutsch und Mathematik zu konzentrieren. Alle Kinder sollten mit viereinhalb Jahren einen Sprachtest machen müssen, um bei Defiziten dann gezielte Sprachfördermaßnahmen durchzuführen. Entsprechende Vorschulangebote müssen ausgebaut werden. Hamburg macht uns mittlerweile vor, was zu tun ist: Dort gibt es für Schülerinnen und Schüler mit Lerndefiziten zwei Stunden pro Woche schulische Nachhilfe, die auch verpflichtend ist. Es gibt dort zudem gezielte Lese- und Rechtsschreiboffensiven und es werden Lernferien angeboten.
Der Ausbau der Ganztagsangebote muss auch bei diesen Themen als große Chance betrachtet werden. Leider ist das Bildungsministerium bei der notwendigen Vorbereitung der Schulen auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung bisher viel zu langsam und zu wenig ambitioniert.
Auch Lesepatenschaften und der Einsatz geeigneter digitaler Medien können Verbesserungen bringen. Es fällt ja auf, dass die Lesedefizite bei Jungs besonders groß sind. Die Lesebegeisterung der Jungs muss durch Vorbilder und Themen, die sie stärker interessieren, besser gefördert werden.
Unsere Lehrkräfte müssen – gerade in den Grundschulen – von unterrichtsfremden Aufgaben entlastet werden, damit sie sich besser auf die Erteilung des Unterrichts in den Kernfächern konzentrieren können. Die Schulsozialarbeit muss deshalb weiter ausgebaut werden. Es ist auch notwendig, die Perspektivschulen noch besser zu unterstützen. Das Startchancenprogramm des Bundes ist hierfür die ideale Gelegenheit. Karin Prien sollte sich hier jetzt konstruktiv einbringen anstatt sich an einer durchschaubaren Kampagne der Union gegen die Bundesbildungsministerin zu beteiligen."