Christopher Vogt zu TOP 12 "Professur für soziale Folgen der Künstlichen Intelligenz"

CV

In seiner Rede zu TOP 12 "Einrichtung einer Professur für soziale Folgen der Künstlichen Intelligenz" erklärt der Vorsitzende und hochschulpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:

,,Ich bin der SPD-Fraktion dankbar, dass sie das Thema Künstliche Intelligenz auf die Tagesordnung gebracht hat. Ich halte es allerdings nicht für ausreichend, dieses äußert große Thema allein mit Blick auf die sozialen Folgen zu beleuchten. Das ist zwar ein sehr wichtiger Aspekt, aber es gibt ja nicht nur die Risiken, sondern eben auch die vielen Chancen, die damit verbunden sind.

Dass das Thema Künstliche Intelligenz einen ähnlich einschneidenden Einfluss auf unser wirtschaftliches und soziales Leben nehmen wird wie einst die Industrialisierung, bedarf mittlerweile keiner weiteren Erklärung mehr.

Dennoch möchte ich einige eher grundsätzliche Anmerkungen dazu machen: Wir gehen davon aus, dass die Chancen durch die Künstliche Intelligenz die Risiken überwiegen werden. Damit das aber so kommt, muss die entscheidende Frage sein: Wie können wir die KI-Forschung voranbringen und die Kontrolle über die Entwicklung behalten, damit die Potenziale auch zum Tragen kommen? Hier bedarf es meiner Meinung nach zum einen einer durchdachten Steuerung und zum anderen auch der Transparenz seitens der Politik, also eine Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger.

Es gibt ja derzeit im Bereich der KI-Forschung zwei Beispiele im Bundesgebiet, die man sich anschauen sollte. An der Technischen Universität München haben unsere bayerischen Freunde zum Teil mit Sponsoring durch Fa- cebook ein neues Institut für den ethischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz gegründet. Kann man so machen, wenn der Sponsor dann tatsächlich auch keinen Einfluss nimmt. Ich traue der TU München zu, dass dies auch der Fall sein wird. Fast gleichzeitig gab es den Ansiedelungsversuch eines

Google Campus in Berlin, der durch den Widerstand von Teilen der Bevölkerung verhindert wurde und so zu einem gewissen Imageverlust für die KI-Forschung in Deutschland geführt hat. Wir sehen an diesen beiden Beispielen: Es bedarf umsichtiger Entscheidungen, es gibt große Unterschiede zwischen Berlin und München und die KI-Forschung sollte auch nicht vom Sponsoring von Internetkonzernen abhängig sein.

Gelingt jedoch eine durchdachte Steuerung, besteht ein nahezu unbegrenztes Potenzial für Anwendungen in der Wirtschaft, bei der Mobilität oder im medizinischen Bereich: Prozessoptimierungen am Arbeitsplatz durch die Vernetzung im Rahmen der Industrie 4.0 sorgen für Effizienzsteigerungen pro geleisteter Arbeitsstunde, was wiederum dem demografischen Wandel und dem damit verbundenen Fachkräftemangel entgegenwirkt. Auch in der Medizin entstehen durch Digitalisierung und KI-Einsatz neuartige Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten, beispielsweise in der Krebstherapie, die sich dann direkt in verbesserten Heilungschancen niederschlagen. Auch die Mobilität wird vom Einsatz der KI profitieren, indem Verkehrsflüsse optimiert und durch Vernetzung untereinander das Unfallrisiko gesenkt werden kann.

Um dies alles zu realisieren, brauchen wir auch eine umfassende Förderung der digitalen Kompetenzen im Bildungsbereich, um frühzeitig Begeisterung für das Thema zu entfachen und gleichzeitig Vorbehalte abzubauen. Wir haben bei der flächendeckenden Ausstattung mit Internet und WLAN noch wichtige Schritte für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes vor uns (Stichwort Digitalpakt), sind aber auch fest entschlossen, bei der weiteren Digitalisierung eine bundesweite Vorreiterrolle einzunehmen. Darüber hinaus ist im Anschluss an die schulische Bildung im besonderen Maße die Förderung und Sicherstellung der unabhängigen Hochschulforschung geboten, um im internationalen Wettbewerb nicht abzufallen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.