In seiner Rede zu TOP 14 (Das dritte Paket zur Lehrkräftegewinnung darf nicht zu klein sein) erklärt der bildungspolitische Sprecher und Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
„Der vorgelegte SPD-Antrag trägt ja den sehr Habersaat’schen Titel ,Das dritte Paket zur Lehrkräftegewinnung darf nicht zu klein sein'. Meine Pressemitteilung vom 28. Juni hatte die Überschrift ,Das dritte Maßnahmenpaket zur Lehrkräftegewinnung muss endlich der benötigte große Wurf werden'. Das verrät schon, dass es hier gewisse Überschneidungen zwischen der SPD- und der FDP-Fraktion gibt, was in der Bildungspolitik ja jetzt nicht gerade der Regelfall ist.
Wir haben jetzt ja einen gemeinsamen Antrag auch mit dem SSW, in den unsere Änderungswünsche aufgenommen wurden. Das liegt zunächst einmal an zwei Dingen: Der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften ist neben einigen anderen Großbaustellen eine der größten bildungspolitischen Herausforderungen für unser Bundesland. Insofern ist es mehr als überfällig, diesem Problem endlich mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen. Bei der Lehrkräftegewinnung geht es mittlerweile im Kern darum, ob die bisherige Unterrichtsqualität (!) in den nächsten Jahren überhaupt flächendeckend beibehalten werden kann.
Das ,Sommer-Paket' der Ministerin enthält wie schon das ,Februar-Paket' zwar weitestgehend sinnvolle Maßnahmen, aber es bringt kaum etwas, noch immer an sehr kleinen Stellschrauben zu drehen. Die bisher angekündigten Maßnahmen sind nicht ansatzweise dazu geeignet, um dem großen Problem angemessen begegnen zu können. Die Ministerin wagt sich vorerst nur an kleinere Maßnahmen, die auch die Frage aufwerfen, warum sie nicht schon längst umgesetzt wurden. Man hätte in den letzten Jahren einfach schon viel mehr machen und gegensteuern müssen.
Meine Damen und Herren! Insofern setzen wir darauf, dass das angekündigte dritte Maßnahmenpaket zur Lehrkräftegewinnung endlich der benötigte große Wurf werden wird. Das ist umso wichtiger, da der Verweis der Ministerin auf die gestiegene Zahl der Studienanfänger im Lehramtsbereich irreführend ist: Es waren im Wintersemester 2022/23 zwar mehr als noch vor zehn Jahren, aber es ist trotzdem der zweitniedrigste Wert in der Amtszeit der Ministerin.
Bei der dringend verbesserungswürdigen Lehrkräftegewinnung gibt es mehrere Herausforderungen und somit auch mehrere Stellschrauben, an denen man drehen muss: Es mangelt bisher an der notwendigen Flexibilität beim Schulartwechsel und es gibt kontraproduktive Regelungen für Quer- bzw. Seiteneinsteiger. Dies muss sich dringend ändern.
Das Referendariat ist vor allem mit Blick auf den Praxisbezug und die Betreuung der angehenden Lehrkräfte reformbedürftig. Und es gibt Probleme bei der regionalen Verteilung, da viele angehende Lehrkräfte gern in der Nähe ihrer Studienstandorte Kiel oder Flensburg bleiben möchten. Von daher ist es ein Riesenproblem, dass gerade die Menschen, die in Flensburg ausgebildet werden, nicht an der Westküste ankommen und auch nicht im Hamburger Umland, weil es dort wiederum die Konkurrenzsituation mit Hamburg gibt. Es braucht also deutlich mehr Anreize in diesem Bereich. Auch muss endlich auch ernsthaft geprüft werden, Lübeck als Hochschulstandort im Bereich Lehrkräftebildung weiter zu stärken.
Auch bei den Fächern haben wir Riesenprobleme. In Mathematik ist der zukünftige Bedarf nur zu rund 30 Prozent gedeckt mit den Menschen, die jetzt Mathematik studieren. Bei Geschichte sind es hingegen 350 Prozent. Wir werden in den nächsten Jahren, wenn wir dort nicht versuchen gegenzusteuern, sehr viele Geschichtslehrer haben, die Mathematik unterrichten. Der MINT-Bereich muss also deutlich gestärkt werden.
Wir haben ein paar Vorschläge gemacht. Dazu gehört, duale Lehramtsstudiengänge in Betracht zu ziehen. Baden-Württemberg macht das beim Thema Informatik, aber auch bei Kunst, Musik, Sport könnte man sich das vorstellen. Das duale Studium, ich habe selbst eines gemacht, ist ein gutes und erfolgreiches Konzept. Große Praxisnähe, Vergütung während des Studiums, kürzere Ausbildungsdauer, weniger Abbrecher und neue Zielgruppen.
Meine Damen und Herren, wir müssen die finanzielle Ausstattung der lehramtsbildenden Hochschulen in Kiel und Flensburg vor allem deutlich stärken. Auch dort sind in anderen Bundesländern die lehramtsbildenden Hochschulen deutlich besser ausgestattet, und gerade Flensburg muss finanziell deutlich gestärkt werden. Also meine Damen und Herren, wir haben viele Vorschläge auf den Tisch gelegt und ich würde mich freuen, wenn wir in den nächsten Monaten sehr intensiv darüber reden, was jetzt zügig an großen Paketen kommen muss, damit wir endlich einen großen Wurf haben."
Sperrfrist Redebeginn!
Es gilt das gesprochene Wort.