In seiner Rede zu TOP 14 (Gute Arbeitsbedingungen für gute Lehrkräfte) erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
"Lehrkräfte haben einen der wichtigsten und eigentlich auch einen der schönsten Berufe in unserer Gesellschaft. Letzteres wird jedoch leider von vielen Lehrkräften so nicht bzw. nicht mehr unterschrieben. Nicht wenige Lehrkräfte sind unzufrieden, überlastet und einige fühlen sich sogar ausgebrannt.
Das Land ist hier als Arbeitgeber in der Verantwortung, aber auch mit Blick auf das Interesse unserer Gesellschaft an guter Bildung gefordert. Der Fachkräftemangel wird schließlich auch in diesem Bereich immer größer, vor allem in den mathematisch-naturwissenschaftlichen und in den künstlerischen Fächern ist die Lage zunehmend dramatisch, wenn wir auch auf die Zahl der bevorstehenden Altersabgänge und der Studierenden in diesen Fächern schauen.
Der Wettbewerb um Fachkräfte wird auch zwischen den Bundesländern zunehmend härter werden. Es hilft aber nicht weiter, über die Maßnahmen anderer Bundesländer zu schimpfen wie z.B. über die von Bayern geplanten Lockprämien. Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie deutlich mehr tut, damit Schleswig-Holstein für junge Lehrkräfte attraktiver wird. Die SPD-Fraktion fordert jetzt ‚Gute Arbeitsbedingungen für gute Lehrkräfte‘, wir fordern ‚Gute Arbeitsbedingungen für alle Lehrkräfte‘. Nein, im Ernst: Spezielle SPD-Semantik hin oder her – die Vorschläge der SPD-Fraktion sind sehr diskutabel, ich möchte aber auch zu bedenken geben, dass die ersten beiden Punkte natürlich auch erst einmal dazu führen würden, den Druck im System zu erhöhen. Und wir wollen nicht noch mehr Unterrichtsausfall.
Wie gesagt: Unsere Gesellschaft ist auf ausreichend qualifizierte und auch motivierte Lehrkräfte dringend angewiesen. Allein schon deshalb ist es erforderlich, die Attraktivität des Lehrerberufes zu steigern. Dafür ist aus unserer Sicht ein ganzes Bündel an geeigneten Maßnahmen notwendig. Und wir sind da sehr gespannt auf das angekündigte Konzept der Bildungsministerin zur Lehrkräftegewinnung.
Was sollte man aus unserer Sicht tun? Die Lehrkräfte müssen sich in erster Linie wieder viel stärker auf ihr ‚Kerngeschäft‘, also auf die Erteilung von Unterricht konzentrieren können. Dafür braucht es vor allem mehr Unterstützung bei der Inklusion und bei der Integration. Es braucht aber auch weniger Bürokratie, weniger überflüssige Konzepte, die geschrieben werden und weniger Konferenzen, die mitgemacht werden müssen. Und es gibt auch weitere unterrichtsfremde Aufgaben, z.B. im IT-Bereich, die nicht von Lehrkräften erledigt werden sollten.
Und die sozialen Probleme in den Schulen nehmen leider spürbar zu. Die Respektlosigkeiten nehmen zu, es gibt mehr verhaltensauffällige Kinder und auch viele Eltern verhalten sich nicht gerade hilfreich. Deshalb braucht es mehr personelle Unterstützung und auch gute Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams. Den Lehrkräften muss auch der Rücken bei Konflikten gestärkt werden: Bei verbalen Attacken, bei Mobbing und bei Gewalt.
Die ausbildenden Hochschulen in Flensburg und Kiel müssen aus unserer Sicht dauerhaft finanziell besser ausgestattet werden. Das Referendariat muss meines Erachtens reformiert werden. Es wird insgesamt mehr Pragmatismus brauchen: Das Problem der ‚Kettenverträge‘ muss gelöst werden. Hier müssen entsprechende Nachqualifizierungen erleichtert werden. Der oft gewünschte Wechsel zwischen den Schularten muss erleichtert werden. Es muss mehr Freiräume für die Schulen für eigene Projekte geben, weil die natürlich auch motivierend sind. Im MINT-Bereich machen Vorbereitungs- bzw. Orientierungssemester Sinn. Besonders heiß diskutiert wird ein Vorschlag zur Teilzeit. Ich verstehe das Problem, wenn zu viele Lehrkräfte zu wenige Stunden machen, aber man muss auch vorsichtig sein, wenn man die Vorgaben verschärft, dass man sich nicht ins eigene Fleisch schneidet und mit solchen Maßnahmen mehr Lehrkräfte hinausdrängt. Da sollte man sehr zurückhaltend sein.
Es gibt also viele Baustellen und mögliche Stellschrauben, an denen man drehen muss. Nächste Woche kommt das Konzept der Landesregierung, auf das wir alle gespannt sind. Ich möchte deshalb vorschlagen, den Antrag der SPD-Fraktion in den Bildungsausschuss zu überweisen und dort dann alle Vorschläge gemeinsam weiter zu diskutieren."
Sperrfrist Redebeginn!
Es gilt das gesprochene Wort