Christopher Vogt zu TOP 18+30 u.a. "Duales Lehramtsstudium in Schleswig-Holstein ermöglichen"

Christopher Vogt

In seiner Rede zu TOP 18+30 (u.a. Duales Lehramtsstudium in Schleswig-Holstein ermöglichen) erklärt der bildungspolitische Sprecher und Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt

Die Gewinnung von neuen Lehrkräften ist eine der größten bildungspolitischen Herausforderungen dieser Zeit. Das ist hier sicherlich unstrittig. Es gibt da keine Zauberformel und kein Heilmittel.

Die Bildungsministerin hat deshalb immerhin bereits drei Maßnahmenpakete zu diesem wichtigen Thema auf den Weg gebracht. Diese angekündigten Maßnahmen sind aus meiner Sicht überwiegend gut und sinnvoll, aber eben auch bei weitem nicht ausreichend, um die große Herausforderung absehbar zufriedenstellend meistern zu können, denn es wurden ja eher kleine Stellschrauben gedreht.

Wir sind deshalb der Meinung, dass es weitere konkrete Maßnahmen braucht und man wird dabei auch mutiger neue Wege gehen müssen. Dazu hatten wir Ihnen bereits im vergangenen Herbst gemeinsam mit der SPD- und der SSW-Fraktion zwölf verschiedene Punkte vorgeschlagen.

Wir schlagen Ihnen heute noch einmal sehr konkret vor, auch bei der Lehramtsausbildung verstärkt auf das Duale Studium, also einen guten Mix aus Theorie und Praxis, bereits während des Studiums zu setzen. Dies sollte aus unserer Sicht ein weiterer Baustein sein, um mehr junge Menschen für einen der wichtigsten Berufe zu begeistern, den es in unserer Gesellschaft überhaupt gibt.

Wir werden ja gleich das Argument der Koalition wieder hören, das alleine reiche aber nicht aus. Das hatten wir schon mal bei den Werkstatttagen. Doch das sagt auch keiner. Deswegen ist das ein Pseudo-Argument, aber es ist ein weiterer Baustein, den Sie aus meiner Sicht nutzen sollten.

Wir sehen in der frühzeitigen und dauerhaften Verzahnung von Theorie und Praxis während des Lehramtsstudiums viele Vorteile. Das ist übrigens in vielen Bereichen ein sehr erfolgreiches Modell. Andere Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt oder Thüringen haben sich hier bereits zuletzt auch im Bereich der Lehramtsausbildung auf den Weg gemacht und die Kultusministerkonferenz hatte sich im vergangenen März ja darauf verständigt, diesen Weg bundesweit zu ermöglichen, weil es natürlich auch immer um die Anerkennung geht.

Mir ist natürlich bekannt, dass es hierzu die Ratschläge des Wissenschaftsrates und der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz auseinandergehen, aber ich sehe eine große Chance in diesem Weg.

Das Duale Studium wäre auch in Schleswig-Holstein im pädagogischen Bereich nicht komplett neu, aber es sollte eben auch kein Nischenthema mehr sein. Das Beispiel Flensburg wird wahrscheinlich gleich mehrfach genannt werden. Dort gab es ja auch schon unter anderem einen Masterstudiengang zur beruflichen Bildung, der eingestellt wurde.

Allerdings muss ich auch sagen, dass man sich dann angucken muss, woran das denn lag? Ich glaube nicht, dass das Duale Studium an sich unattraktiv ist, sondern dass es vielleicht auch nicht richtig aufgestellt war in dem Fall.

Es geht aus unserer Sicht nicht nur um einen deutlich besseren Praxisbezug, mit dem der sogenannte Praxisschock vermieden werden kann, der mir ein entscheidender Faktor für die sehr hohen Abbrecherquoten im Lehramtsstudium zu sein scheint.

Sondern es geht auch um das Anwerben neuer Zielgruppen durch eine attraktive Ausbildungsvergütung, durch das Nutzen der starken regionalen Verwurzelung der möglichen Bewerberinnen und Bewerber, die dann später auch regional besser gebunden werden können und durch eine nach Möglichkeit kürzere Ausbildungsdauer durch eine sinnvolle Verbindung von Studium und Referendariat. Ich glaube, das ist generell ein Thema, dass Studium und Referendariat enger miteinander verzahnt werden müssen. Das jetzige Modell ist reformbedürftig.

Man sollte sich aus unserer Sicht zunächst auf Mangelfächer wie zum Beispiel Informatik oder Musik konzentrieren. Man könnte dafür zum Beispiel auch den Studienstandort Lübeck nutzen, um auch im Süden vertreten zu sein.

Man sollte auf die bei der Lehrkräfteausstattung besonders unterversorgten Regionen wie die Westküste oder den Südosten des Landes mit den Kreisen Stormarn und Herzogtum-Lauenburg als Standorte für die Ausbildungsschulen setzen. Der Alternativantrag der Koalitionsfraktionen ist aus meiner Sicht, wie diese Alternativanträge der Koalition halt so sind, nicht ganz so weitgehend, nicht ganz so konkret.

Es sind viele kleine Aufträge an die Regierung da drin. Ich sage auch sehr deutlich, Herr Balasus: Man muss vielleicht, wenn man Aufträge an die Regierung erteilt, später darlegen, dass man diese Aufträge auch erfüllt hat. Das scheint mir doch ein Problem, gerade im Bildungsministerium, geworden zu sein. Sie haben sehr viele Aufträge auf den Weg gebracht, und jetzt kriegen wir immer die Rückmeldung, das schaffen wir nicht, das haben wir nicht geschafft usw.

Meine Damen und Herren, Schleswig-Holstein sollte dem Beispiel anderer Bundesländer folgen und hier mutiger vorangehen. Es wäre ein Gewinn für unsere Bildungslandschaft. Ich beantrage daher eine Überweisung der beiden Anträge in den Bildungsausschuss, freue mich auf die weitere Diskussion und wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag.

Sperrfrist Redebeginn!

Es gilt das gesprochene Wort.