In seiner Rede zu TOP 26 (Finanzielle Bildung für bessere Chancen) erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
„Bei der Stärkung der finanziellen Bildung geht es nicht um irgendeinen Fetisch der FDP, sondern um eine wichtige Frage der Chancengerechtigkeit. Finanzkompetenz ist laut OECD die 'Kombination aus finanziellem Problembewusstsein, Wissen, Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen, die notwendig ist, um solide Finanzentscheidungen zu treffen und damit letztlich das finanzielle Wohlergehen zu sichern'.
Deutschland ist aktuell das einzige G20-Mitgliedsland, das über keine Finanzbildungsstrategie verfügt. Dieser Befund hat vermutlich auch mit dem deutschen Bildungsföderalismus zu tun. Das Finanzkompetenzniveau in Deutschland ist im internationalen Vergleich nämlich schon relativ hoch – es liegt bei 76 von 100 Punkten –, aber es gibt eben auch noch viel Luft nach oben. Und es gibt erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Gesellschaftsgruppen: Finanzwissen ist sowohl bei Geringverdienern im Vergleich zu Besserverdienern als auch bei Frauen im Vergleich zu Männern deutlich geringer. Eine bessere Finanzkompetenz stärkt nicht nur die eigene individuelle Situation – insbesondere bezüglich der Altersvorsorge, was vor allem für die junge Generation von elementarer Bedeutung ist –, sondern trägt auch zur allgemeinen Wohlstandssicherung des Landes bei.
Den Wunsch vieler Jugendlicher nach einer besseren wirtschaftlichen und eben auch finanziellen Bildung für einen guten Start ins Erwachsenenleben hört man ja wirklich oft bei Veranstaltungen in Schulen. Welche Verpflichtungen und Risiken gehe ich ein, wenn ich einen Handyvertrag oder eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio abschließe? Welche Versicherungen gibt es und welche davon braucht man wirklich? Wie läuft das mit den Steuern und Abgaben? Wie funktioniert das mit Aktien und Zinsen? Wie kann ich Vermögen aufbauen, um für das Alter vorzusorgen oder mich gegen längere Krankheit abzusichern?
Leider haben wir in Deutschland bisher keine ausgeprägte Aktienkultur wie in anderen westlichen Ländern, was den Wohlstand unseres Landes mindert – gerade auch mit Blick auf unser stark reformbedürftiges System der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Frühjahr des letzten Jahres hatte die Bundesregierung (Christian Lindner und Bettina Stark-Watzinger) den Startschuss für eine Initiative für finanzielle Bildung gegeben, weil sie den Bedarf erkannt hat. Es soll mehr Forschung zu diesem Bereich, mehr Vernetzung zwischen den beteiligten Akteuren und eine nationale Finanzbildungsstrategie geben. Es geht ausdrücklich nicht darum, die jungen Menschen zu hemmungslosen Spekulanten ohne Rücksicht auf Verluste zu machen, wie es einige Kritiker der Initiative wie zum Beispiel von 'attac' behaupten. Es geht vielmehr darum, den Menschen die Grundlagen für eine eigenverantwortliches Leben mitzugeben, denn unser Alltag ist ständig und überall von Finanzthemen geprägt.
Wir wollen, dass dafür gesorgt wird, dass alle Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein zukünftig eine bessere finanzielle Bildung genießen können: Dafür braucht es entsprechende Fortbildungen für die Lehrkräfte und ein geeignetes, zeitgemäßes Unterrichtsmaterial. Auch die angemessene Einbindung externer Akteure kann den notwendigen Praxisbezug erhöhen.
Es braucht ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern, denn nicht jedes Bundesland muss das Rad neu erfinden. Die Landesregierung sollte sich hier konstruktiv auf der Bundesebene einbringen und das Land in eine nationale Finanzbildungsstrategie einbinden. Ich würde mich freuen, wenn die anderen Fraktionen unserem Vorschlag offen gegenüberstehen würden. Denn das Thema ist wirklich wichtig!“
Sperrfrist Redebeginn!
Es gilt das gesprochene Wort.