In seiner Rede zu TOP 34 (Digitalpakt auch für die Hochschulen) erklärt der Vorsitzende und hochschulpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
„Durch die Pandemie ist die Wissenschaft seit einem Jahr in aller Munde. Ich hoffe, dass dadurch noch mehr Menschen den hohen Wert der Wissenschaft erkennen. Aber die Wissenschaft mit Forschung und Lehre ist durch die Pandemie auch besonders betroffen. Unsere Hochschulen sind größtenteils leergefegt und in kürzester Zeit zu digitalen Fernunis mutiert. Das hat – trotz Mängeln bei der digitalen Ausstattung – oftmals erstaunlich gut geklappt. Die Hochschulen hatten es da natürlich auch leichter als unsere Schulen, aber zufriedenstellend ist die Situation natürlich noch lange nicht.
Auch an unseren Hochschulen gibt es nach wie vor hohe Investitionsbedarfe. Das gilt vor allem für die Infrastruktur, das gilt aber auch für die digitale Ausstattung. Das ist eine bundesweite Herausforderung. Und wir sind auch der Auffassung, dass Bildung und Wissenschaft gesamtgesellschaftliche Aufgaben sind, um die sich eben auch der Bund mit kümmern muss – zumindest so lange die Finanzausstattung der Länder so ist wie aktuell. Bei den Schulen ist seit Beginn der Pandemie mehr oder weniger schnell gegengesteuert worden: Zusätzlich zum regulären Digitalpakt wurden bundesweit nochmals 1,5 Milliarden Euro bewilligt, um die digitale Ausstattung zu verbessern. Etwas Vergleichbares für die Hochschulen fehlt bisher leider. Eine Vereinbarung im Koalitionsausschuss im letzten Jahr konnte sich immerhin auf 500 Millionen Euro verständigen, die in die Hochschullehre fließen sollen. Das geht in die richtige Richtung. Unsere Hochschulen brauchen aber schlichtweg eine vergleichbare Offensive bei der Digitalisierung wie unsere Schulen. Und vor allem muss das Ganze schneller ablaufen als wir das beim Digitalpakt Schule gesehen haben.
Wir schlagen deshalb vor, dass Bund und Länder analog zum Digitalpakt Schule auch hier einen Pakt vereinbaren, der den Hochschulen zum Beispiel drei Milliarden Euro über drei Jahre verteilt bereitstellen könnte. Für die Hochschulen in Schleswig-Holstein wären das dann rund 100 Millionen Euro in drei Jahren. Bei diesen Summen ist klar, dass das nicht von den Ländern allein gestemmt werden kann. Hier ist der Bund in der Verantwortung, aber auch die Länder werden sich mit einer entsprechenden Kofinanzierung beteiligen müssen. Wenn man bedenkt, dass Bildungsinvestitionen nachweislich die höchste gesellschaftliche Rendite bringen, und sowohl Einkommen als auch entsprechend Steuereinnahmen erhöhen, wäre das mehr als gut angelegtes Geld.
Der internationale Wettbewerb bei den Hochschulstandorten zeigt, dass wir bei der Digitalisierung auch der Hochschulen nicht weiter ins Hintertreffen geraten dürfen. Es ist gut, dass wir eine Bund-Länder-Vereinbarung zur Förderung der künstlichen Intelligenz in der Hochschulbildung haben. Aber wir können nicht laufend Leuchtturmprojekte wie KI oder Big-Data vorzeigen, wenn wir nicht einmal ein stabiles Bild vom Hörsaal nach Hause übertragen können. Es ist zwar schon einiges getan worden, gerade erst wurden Extra-Millionen für die Digitalisierung freigegeben und Studentenwohnheime mit WLAN ausgestattet. Doch es muss mehr getan werden, um dauerhafte Verbesserungen auch für die Zeit nach der Pandemie zu erreichen. Wenn Vorlesungen dauerhaft nach Hause übertragen werden, könnten wir übrigens auch Teile des Raumproblems lösen. Wir würden zudem für die Studenten eine größere zeitliche Unabhängigkeit schaffen. Vorlesungen könnten generell aufgezeichnet und zeitversetzt gestreamt werden. Darüber hinaus eigenen sich digitale Vorlesungen deutlich besser dafür, die Lehrveranstaltungen der Hochschulen untereinander zu vernetzen und den Austausch zu vereinfachen.
Ein Digitalpakt muss also in erster Linie Verbesserungen bei der Hardware zum Ziel haben. Wir brauchen Serverkapazitäten, IT-Hardware, flächendeckendes, stabiles WLAN und eine moderne Ausstattung der Hörsäle mit Kameratechnik. Besonders wichtig wird die unbürokratische Mittelverwendung sein – ohne allumfassende Bestandsaufnahmen. Den Hochschulen muss bei der Mittelverwendung hinreichend Autonomie zugestanden werden – im Zweifel weiß man vor Ort am besten, wo sich die größten Lücken auftun. Ich würde mich über eine breite Zustimmung freuen!“
Es gilt das gesprochene Wort!