Christopher Vogt zu TOP 35 "Strukturiertes Schülerfeedback einführen"

Christopher Vogt

In seiner Rede zu TOP 35 (Strukturiertes Schülerfeedback flächendeckend einführen) erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:

"Es ist natürlich erstmal interessant und charmant, die Beteiligungs- und die Feedback-Kultur an den Schulen des Landes verbessern zu wollen. Dass dieses Thema jedoch die erste bildungspolitische Initiative der schwarz-grünen Koalition im Plenum ist, überrascht mich allerdings schon ein bisschen, denn ich bin mir nicht ganz sicher, ob unsere Schulen in der aktuellen Situation, unter anderem mit den anhaltenden Herausforderungen durch die Corona- und die Ukraine-Krise, nun am dringendsten auf ein strukturiertes Schülerfeedback aus Kiel gewartet haben.

Unsere Schulen stehen ja zweifelsohne vor großen strukturellen Herausforderungen:

  • die Weiterführung der Digitalisierung 
  • den Aufholprozess nach Corona
  • den Fachkräftemangel
  • eine notwendige MINT-Offensive
  • die politische und ökonomische Bildung
  • mehr Schwimmunterricht
  • die weitere Stärkung der Grundschulen 
  • die Entlastung von Schulleitungen 

Ich hätte von der Koalition erwartet, dass es zunächst zu diesen wichtigen Punkten weitere Initiativen und Lösungsvorschläge gibt – oder zumindest erste Ansätze.  

Die Lehrkräfte klagen vermehrt über die außerunterrichtlichen Verpflichtungen und vor allem die vielen Konferenzen zu verschiedenen Themen. Da stellt sich mir die Frage, ob ein 'Strukturiertes Schülerfeedback' dazu führt, diese Aufgaben zu reduzieren oder ob es nicht erst einmal zu einer weiteren Arbeitsbelastung kommen würde. Auch nach dem Bericht der Ministerin – es wird sicherlich allein an mir liegen – ist mir die genaue Ausgestaltung des geplanten Schülerfeedbacks noch nicht ganz klar geworden. Ich denke, es sollte klar sein, dass es klare und sinnvolle Kriterien braucht und insgesamt eine konstruktive Lernatmosphäre an unseren Schulen.

Die Feedback-Instrumente sollten auch zu den verschiedenen Schülerinnen und Schülern passen, wo meines Erachtens vor allem das Alter eine wichtige Rolle spielt. Denn ich habe schon ein wenig die Befürchtung, dass das Ganze mitunter zu einer destruktiven Lehrerkritik genutzt werden könnte, die dann wenig förderlich ist. Die Bedenken des Philologenverbandes, die man heute in der Zeitung lesen konnte, fand ich jedenfalls nachvollziehbar. Ich habe mir dazu noch keine abschließende Meinung bilden können und vielleicht tue ich da jetzt jemandem Unrecht, aber ich fühle mich irgendwie unangenehm an diese Lehrer-Bewertungs-Portale erinnert, die immer mehr zu einem Pranger verkommen sind. Das wäre zumindest nicht meine Vorstellung von Transparenz und Feedback-Kultur und ich hoffe, dass das, was die Landesregierung hier plant, von vernünftiger handwerklicher Qualität sein wird. Feedback ist ohne Frage wichtig für das gemeinsame Vorankommen. Aber am wichtigsten bleibt hoffentlich das Feedback, dass die Lehrkräfte den Schülern geben.

Und es entbehrt jedenfalls nicht einer gewissen Ironie, dass wir erst gestern hier sehr leidenschaftlich über Ihre Pläne zur Entmündigung von Bürgerinnen und Bürger debattiert haben und Sie dann heute über dieses Thema mit uns debattieren wollen. Das Wichtigste für guten Unterricht bleibt eine gute Ausstattung der Schulen – vor allem mit motiviertem Personal. Bei der Aus-, Fort- und Weiterbildung unserer Lehrkräfte gibt es meines Erachtens noch viel Luft nach oben. Und das sollte meines Erachtens immer Priorität haben. Ich gehe davon aus, dass wir bald Konkreteres von Ihnen dazu bekommen. Dann sollten wir uns im Ausschuss damit weiter befassen."

 

Sperrfrist Redebeginn!

Es gilt das gesprochene Wort