In seiner Rede zu TOP 36 (Berichtsantrag Mehr Unternehmergeist in Schleswig-Holsteins Schulen – Landeskonzept Entrepreneurship Education) erklärt der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
„Ich danke der Ministerin für ihren Bericht! Das Landeskonzept Entrepreneurship Education sollte eigentlich schon im letzten Jahr vorliegen. Ich habe aber Verständnis dafür, dass dies wegen der Corona-Krise so nicht möglich war. Und ja, nicht nur das Ministerium, sondern jede einzelne Schule war und ist nach wie vor erheblich durch die Corona-Krise belastet. Dennoch halten wir es für richtig, dass man sich dieses Themas stärker annimmt. Denn um die ökonomische Bildung ist es in Deutschland leider nicht allzu gut bestellt. Dies hat auch eine Studie, die kürzlich erschienen ist, noch einmal sehr deutlich aufgezeigt.
Von einem Schulfach Wirtschaft, das wir als FDP-Fraktion wollen, sind wir in nahezu allen Bundesländern noch ein ganzes Stück entfernt. Nordrhein-Westfalen hat sich da auf den Weg gemacht. Schleswig-Holstein sollte dies in der nächsten Wahlperiode unserer Auffassung nach ebenfalls machen. Wir sind übrigens auch für die Stärkung des Informatik-Unterrichts, aber dies sei hier nur am Rande erwähnt. Neue Schulfächer einzuführen, ist natürlich einfacher gesagt als getan. Man muss schließlich entscheiden, was dafür entfallen soll und man braucht selbstverständlich entsprechend ausgebildetes Personal – und dies möglichst flächendeckend. Ich denke, man kann schon mit einigen wenigen Maßnahmen die ökonomische Bildung stärken. Und das tun wir mit diesem Landeskonzept – durch entsprechende Planspiele und Projekte, durch lokale Bündnisse mit mehr Praktika und auch Diskussionen mit Unternehmern in den Schulen, die Vorbilder sein können.
Natürlich soll nicht jede Schülerin und jeder Schüler später Unternehmerin bzw. Unternehmer werden. Aber jede und jeder sollte die Möglichkeit haben, wenn sie oder er daran Interesse hat. Und man sollte die Möglichkeit bieten, dass das Interesse geweckt wird und dass Kompetenzen gestärkt werden, von denen man sein ganzes Leben lang profitieren kann, indem man Zusammenhänge versteht, Basiswissen über Steuern, Kredite und Versicherungen hat oder Fertigkeiten besitzt, die man in vielen Berufen oder auch im Privatleben nutzen kann. Es geht also ums Ausprobieren und es geht darum, das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken. Und es geht darum, im Zweifel Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, indem man Arbeitsplätze schafft, Steuern zahlt und das Leben der Menschen verbessert. Ich finde, das ist etwas Positives, aber wenn man manchmal hört, wie einige über Unternehmer und Wirtschaft denken, irritiert mich das zunehmend. Gerade wenn wir auf das Beispiel BioNTech schauen, dann sehen wir doch, dass die Gründer Vorbilder sind für unsere gesamte Gesellschaft. Das sollten wir deutlicher herausstellen, auch in den Schulen. Zu viele gute Ideen werden in unserem Land nicht genutzt für neue Unternehmen, die unser Land nachhaltig stärken könnten.
Deutsche Unternehmen sind im Schnitt relativ alt und kommen oft noch aus dem Zeitalter der Industrialisierung. Es gibt zu wenige Neugründungen und viele Erfindungen, die in Deutschland entstanden sind, werden nicht zu Geschäftsmodellen gemacht. Das sollten wir dringend ändern, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen.
Wir müssen uns jetzt anschauen, wie die Finanzierung des Konzeptes anläuft, wir müssen sie gegebenenfalls schrittweise anheben. Unabhängig davon müssen wir die MINT-Begeisterung wecken und weiter stärken. Und wir sollten uns stärker Gedanken dazu machen, wie wir an Hochschulen das Thema Ausgründung voranbringen können. Ich freue mich über das Konzept und hoffe sehr, dass es ein Erfolg wird.“
Es gilt das gesprochene Wort!