Christopher Vogt zu TOP 41+42 "KI-Strategie des Landes aktualisieren sowie Handlungsempfehlungen für die Schulen im Umgang mit ChatGPT"

Christopher Vogt

In seiner Rede zu TOP 41+42 ("KI-Strategie des Landes aktualisieren sowie Handlungsempfehlungen für die Schulen im Umgang mit ChatGPT") erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:

"Intelligenz ist eine schöne Sache – vor allem für die von der natürlichen Intelligenz betroffenen Menschen. Das Thema Künstliche Intelligenz – vor allem das Maschinelle oder auch das Tiefe Lernen – und deren Potenzial ist ja nun schon sehr lange kein Nischenthema mehr, sondern dürfte mittlerweile fast jeder und jedem ein relativ klarer Begriff sein – und treibt nachvollziehbarerweise viele Menschen auch zunehmend um. Die relevanten Anwendungsbereiche werden immer vielfältiger, die Software immer schneller immer besser.

Diese Entwicklung bedeutet für immer mehr Lebensbereiche neue Chancen, aber wirft natürlich auch immer mehr sehr grundlegende Fragen auf, zum Beispiel was dies für den Arbeitsmarkt bedeutet. Auch bei der Verteidigung der Ukraine – also im militärischen Bereich – spielen KI-Anwendungen offenbar eine wichtige Rolle.

Mit der Veröffentlichung von ChatGPT wird derzeit vor allem der Bildungs- und der Wissenschaftsbereich 'umgekrempelt' bzw. in gewisser Weise wirklich revolutioniert, ob wir es wollen oder nicht. Und dies geschieht in einer rasanten Geschwindigkeit: Die neueste Version ChatGPT-4 schlägt mittlerweile zuverlässig den Menschen in Standard-Vergleichstests. In dem naturwissenschaftlichen Test schlug die 3er-Variante rund 31 Prozent der menschlichen Teilnehmer, die 4er-Variante liegt jetzt schon bei unglaublichen 99 Prozent.

KI-basierte Software kann mittlerweile sogar auf sehr erstaunlichem Niveau in ganz bestimmten Stilrichtungen Bilder malen und Lieder komponieren. Wenn man sich dies alles vor Augen führt, braucht man dann auch nicht mehr allzu viel Phantasie, um sich vorzustellen, zu welchen Leistungen KI-basierte Software bereits in wenigen Jahren in der Lage sein dürfte und was dies u.a. auch für unsere Schulen und Hochschulen bedeutet.

Ich erkenne an, dass der Chef der Staatskanzlei, Dirk Schrödter, bereits seit Jahren sehr engagiert auf die zunehmende Bedeutung von KI hinweist und auch immer wieder dafür geworben hat, viel Landesgeld in die entsprechende Forschung und Entwicklung zu investieren. Da ist in Schleswig-Holstein immerhin schon so einiges Wertvolles entstanden, auch wenn die Musik international natürlich ganz woanders spielt.

Aber es hatte ja seinen Grund, warum es mit Doris Weßels eine Kieler Professorin war, die in der letzten Zeit in bundesweiten Medien als fachkundige Expertin die jüngsten KI-Entwicklungen erklärt hat. Die Jamaika-Regierung hatte ja bereits im Juni 2019 eine Strategie zum Umgang mit KI beschlossen – den 'KI-Handlungsrahmen'. Die Antworten der Landesregierung auf meine Kleine Anfrage zu diesem Thema mit Blick auf Schulen und Hochschulen aus dem Februar zeugen dann auch von einer gewissen KI-Begeisterung: Die Landesregierung meint, KI sei eine bedeutende kulturelle (!) Errungenschaft, die zunehmend die moderne Gesellschaft präge. Im Zentrum stehe für die Landesregierung der Nutzen für die Menschen, was aus unserer Sicht natürlich immer das Ziel sein muss.

Ich bin als Liberaler ja ein großer Freund des technischen Fortschritts und immer optimistisch, ich finde aber auch, dass eine Regierung sich bei diesem entscheidenden Zukunftsthema nicht nur auf die Schulter klopfen sollte, sondern auch die großen Herausforderungen und Risiken sehen sollte und darauf reagieren muss. Einige Aussagen der aktuellen Landesregierung auf meine Fragen muten nämlich auch etwas skurril an: So erklärte mir die beispielsweise, dass die Nutzung von ChatGPT den jungen Menschen auch bei 'Schreibblockaden' helfen könne. Das mag sicherlich sein, aber klar ist doch, dass unsere Schulen und Hochschulen sich sehr schnell umfassend darauf einstellen müssen, dass man an bestimmte Leistungen wie z.B. Hausaufgaben, Referate und ein Stück weit auch Hausarbeiten anders herangehen muss.

Besonders interessant fand ich auch die Aussage, dass 'bereits in der Schule in allen (!) Unterrichtsfächern ein wesentlicher Beitrag zum Verständnis von Informatik und KI geleistet und KI damit als bedeutendes Feld der Allgemeinbildung bearbeitet' würde. Das ist sicherlich – mal wieder – ein bisschen hoch ins Regal gegriffen.

Wir fordern mit unserem Antrag die Landesregierung erneut dazu auf, den Schulen im Land schnellstmöglich geeignete Handlungsempfehlungen zum Umgang mit ChatGPT und vergleichbarer KI-Software zur Verfügung zu stellen, damit diese den damit verbundenen Chancen und Herausforderungen angemessen begegnet können. Es darf nicht sein, dass die Schulen mit dieser Entwicklung allein gelassen werden. Erfreulicherweise hat die Bildungsministerin zwischenzeitlich öffentlich erklärt, dass sie dies umsetzen wird. Die Koalition spricht zwar nicht von 'Handlungsempfehlungen', sondern von einer 'Handreichung', aber ich gehe mal davon aus, dass sie das Gleiche meint wie wir. Darüber hinaus sind wir aber auch der Meinung, dass die KI-Strategie des Landes aus dem Jahr 2019 insgesamt überarbeitet und an die jüngsten Entwicklungen angepasst werden muss. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

 

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Es gilt das gesprochene Wort