In seiner Rede zu TOP 43 (Gemeinsame Beratung a) Bericht über die Unterrichtssituation im Schuljahr 2020/21 und b) Mündlicher Bericht zur Personalversorgung der Grundschulen) erklärt der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
„Eine Bewertung der Unterrichtssituation im abgelaufenen Schuljahr ist aufgrund der Corona-Pandemie schwierig und lässt sich mit den Vorjahren nicht wirklich vergleichen. Viele der vorliegenden Daten, wie beispielsweise der Unterrichtsausfall, beziehen sich auf den Präsenzunterricht des Schuljahres 2020/21, der lediglich von August bis Anfang Dezember durchgeführt wurde.
Wir sehen in der Pandemie, wie schwer Unterrichtsausfall wiegt, denn nach den Erfahrungen mit dem Distanzunterricht wissen wir, dass Unterricht vor Ort durch nichts wirklich adäquat ersetzt werden kann und bereits wenige Wochen fehlender Unterricht zu großen Lernlücken führt. Insofern hoffe ich, dass wir trotz der sich verschärfenden Corona-Lage weiter den Präsenzunterricht verantworten können.
Wir haben im letzten Schuljahr trotz der Pandemie unter schwierigsten Bedingungen in den Schulen vieles auf den Weg bringen können. Vor allem die viel zu lang verschlafene Digitalisierung hat notgedrungen endlich einen Schub bekommen, digitale Endgeräte für Schüler und Lehrkräfte wurden angeschafft und ein einheitliches Lernmanagement-System (its.learning) bereitgestellt. Und es ist eine gute Nachricht, dass wir die Unterrichtsversorgung nicht nur bei den Grundschulen, sondern vor allem auch bei den Berufsbildenden Schulen über die Jahre immer weiter steigern konnten.
Klar ist aber auch: Die Unterrichtsversorgung allein sagt noch nicht viel über erteilten Unterricht aus. Und wir sehen gerade im Grundschulbereich noch immer zu viel Unterrichtsausfall und zu viel fachfremd erteilten Unterricht. Wir werden also verstärkt daran arbeiten müssen, mehr junge Menschen als bisher für den Lehrerberuf zu begeistern. Dazu gehören auch finanzielle Anreize, die wir mit der Anhebung der Besoldung auf A13 bereits umgesetzt haben. Allerdings brauchen wir nicht nur mehr junge Lehrkräfte. Wir brauchen auch eine sinnvolle Möglichkeit, die Fächerkombination der Mangelfächer zu fördern. Es hilft nicht viel, wenn sich dreißig Deutschlehrer auf dreißig Stellen im MINT-Bereich bewerben und am Ende Mathematik oder Physik unterrichten müssen. Die Zusammenarbeit mit der Kieler Universität im MINT-Bereich zeigt auf, wie gemeinsam mit den Hochschulen gezielt Lücken geschlossen werden können.
Durch den demographischen Wandel und sinkende Absolventenzahlen bei gleichzeitig steigenden Schülerzahlen werden wir um erleichterte Quer- und Seiteneinstiege, finanzielle Anreize für bereits pensionierte Lehrkräfte oder auch umfassende Qualifizierungen und Fortbildungen nicht herumkommen. Mit der Lehrkräftegewinnungsstrategie haben wir in diesen Bereichen bereits einiges auf den Weg gebracht. Und wir werden deutlich mehr als die eine Bildungsmilliarde investieren müssen. Der Koalitionsvertrag der Ampel auf Bundesebene gibt da viele Gründe zur Hoffnung, z.B. mit dem Kooperationsgebot von Bund, Ländern und Kommunen, das einen echten Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik unseres Landes bedeuten würde.“
Rede zu Protokoll gegeben!