Soziales/ Pflegeberufe

Dennys Bornhöft zu TOP 20 u.a. „Pflegeassistenz-ausbildung und Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen"

In seiner Rede zu TOP 20+28 (Anträge zur Pflegeassistenzausbildung und zu Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen) erklärt der sozialpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dennys Bornhöft:

„Die Debatte um die Situation in der Pflege ist nun dort, wo sie hingehört. Ganz oben auf der Tagesordnung – auch auf Bundesebene und in den überregionalen Leitmedien. Bezüglich des Zusammenhaltes der Gesellschaft und der Generationen wird die Behebung des Fachkräftemangels die zentrale Frage des kommenden Jahrzehntes.

Wie können wir den Bedarf an Fachkräften zeitnah und nachhaltig decken? Zum einen brauchen wir Menschen, die neu in den Pflegeberuf, sei es als Pflegehelfer oder als examinierte Pflegefachkraft, einsteigen. Hier werden bereits landes- und bundesweit die Ausbildungszahlen erhöht. Der demographische Wandel lässt uns aber offen in einen Zielkonflikt laufen, vor allem im sozialen und öffentlichen Sektor. Wir wollen mehr Lehrerinnen und Lehrer, mehr Polizistinnen und Polizisten, mehr Erzieherinnen und Erzieher, mehr Pflegekräfte oder auch mehr Planerinnen und Planer. Andere Branchen hätten ebenfalls gerne Nachwuchskräfte.

Als junger Mensch ist das prinzipiell eine komfortable Situation, da man nicht nur eine breite Auswahl an Berufszweigen hat, sondern auch an Arbeitgebern. Mit dem demographischen Wandel im Nacken müssen wir noch stärker auf das Anwerben ausländischer Fachkräfte und derjenigen, die Fachkräfte werden wollen, setzen. Hierfür müssen die Verfahren der Anerkennung ausländischer Abschlüsse deutlich beschleunigt werden. Noch immer gibt es in vielen europäischen Ländern eine enorm hohe Jugendarbeitslosigkeit – die Chancen und Perspektiven in Deutschland können noch mehr herausgestellt werden.

In der politischen Debatte, weniger bei den Pflegekräften selbst, wird häufig erwähnt, man müsse besser über die Pflege sprechen und für ein positives Image sorgen. Positives Image? Schön und gut, aber geht eine einzige Nachtschicht, erst Recht bei Unterbesetzung, besser von der Hand, wenn sich Politiker in Zeitung und Fernsehen hinstellen und davon reden, dass man besser über Pflege reden müsse? Oder wenn die Bundesfamilienministerin Giffey sagt: „Es muss cool sein, Pflegefachkraft zu sein“? Solches Gebaren lockt junge Menschen eher nicht hinterm Ofen hervor.

Was auf jeden Fall ‚cool‘ ist, sind Arbeitsbedingungen, die einem nicht nur acht Jahre, sondern gerne bis zur Rente Freude am Job bereiten. ‚Cool‘ ist es auch, ausreichend Kolleginnen und Kollegen zu haben, sodass z.B. Urlaubs- und Krankheitsvertretungen kein Problem darstellen. Und es ist sicherlich auch ‚cool‘, sich von seinem Gehalt den wohlverdienten Urlaub ansparen zu können.

Diese ‚coolen‘ Grundlagen bedingen sich auch gegenseitig. Wir werden daher nicht umhin kommen, deutlich mehr Geld ins System zu geben. Über die Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge und auch über die Bezuschussung aus dem allgemeinen Haushalt muss offener diskutiert werden. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sodass die Zuhilfenahme des Steueraufkommens nicht wesensfremd ist. Das Mehr an Geld muss aber auch dem Personal zu Gute kommen, beispielsweise mit der Lohnangleichung der Altenpflege an die Krankenpflege. Fast noch wichtiger wird aber das Geld für mehr Kolleginnen und Kollegen in der Pflege sein.

Damit sind primär menschliche Kolleginnen und Kollegen gemeint. Die Debatte um den Einsatz von technischen Unterstützungen ist natürlich sehr sensibel. Niemand will, dass die menschliche und somit auch fürsorgliche Komponente im pflegerischen Bereich durch wie auch immer geartete Roboter oder künstliche Intelligenzen ersetzt wird. Das ist in Deutschland auch noch Zukunftsmusik und lenkt von den vielen kleinen Schritten ab, die zeitnah für Verbesserungen sorgen können. Beispielsweise sind hier Spracherkennung bei der Dokumentation, Hausnotrufsysteme sowie die Hinzunahme eines ärztlichen Rates über Fernbehandlung zu nennen.

Ein weiterer Punkt ist die Flexibilisierung der Ausbildungsbedingungen. Formale allgemeinbildende Schulabschlüsse sollten nicht das ausschlaggebende Kriterium sein, sondern die Haltung und der Umgang, wie ein möglicher Auszubildender zur Pflege und zum Arbeiten mit und an anderen Menschen steht. Um eine Vielzahl an Lebensmodellen mitnehmen zu können, ist das Angebot einer Teilzeitausbildung eine richtig gute Sache. Auch hierüber wird der Personenkreis potenzieller neuer Pflegekräfte ausgeweitet. Des Weiteren können wir die Pflegebedürftigkeit senken, wenn wir Rehabilitation stärken. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und bitte um Sachabstimmung.“

 

Es gilt das gesprochene Wort!