In seiner Rede zu TOP 25 (Schulgeldfreiheit in den Gesundheitsfachberufen sicherstellen) erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dennys Bornhöft:
„Mit der Entscheidung, das Schulgeld in den Gesundheitsfachberufen abzuschaffen, ist Schleswig-Holstein im Dezember 2018 vorangegangen. Schon zu diesem Zeitpunkt war uns allen klar, wie wichtig Fachkräfte im Gesundheitssektor, in unseren Krankenhäusern und Pflegeheimen, in Therapiezentren und all den anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens sind. Wir haben vor mehr als zwei Jahren mit der Schulgeldfreiheit dafür gesorgt, dass die Hürden für einen Einstieg in dieses Berufsfeld gesenkt werden. Wir haben klar gemacht: Junge Menschen dürfen nicht durch hohe Ausbildungskosten und drohende Verschuldung davon abgehalten werden, Gesundheitsberufe zu ergreifen. Manch anderes Bundesland ist dem Beispiel von Schleswig-Holstein gefolgt, wie zuletzt Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und ab dem Schuljahr 2021/2022 auch Sachsen. Offenbar sind wir auf dem richtigen Weg!
Ich möchte die Chance nutzen, einmal auf das zu schauen, was die Heilmittelerbringer leisten. In einer immer älter werdenden Gesellschaft, in der ein Großteil der Menschen ihren Berufsalltag sitzend an einem Schreibtisch oder körperlich hart arbeitend, bspw. im Baugewerbe, verbringt, brauchen wir Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten. Um nach einem Schlaganfall das richtige Kauen wieder zu erlernen oder das Laufen nach einer Kreuzband-OP. Um nach einem MS-Schub wieder sprechen zu können. Um nach einem Bandscheibenvorfall wieder schmerzfrei zur Arbeit gehen zu können. Therapeutinnen und Therapeuten vervollständigen mit ihrem Einsatz das Werk von Ärztinnen und Ärzten. Man sagt: Ärztinnen und Ärzte retten das Leben, Therapeutinnen und Therapeuten machen es lebenswert.
Mit ihrem Einsatz nehmen sie uns Schmerzen nach Krankheiten und Operationen. Wer nach einer OP schon mal in Behandlung bei einem Physiotherapeuten war, weiß, wie wertvoll ihre Arbeit ist. Es geht dabei nicht allein um Lymphdrainagen oder das richtige Bewegen eines kaputten Knies oder einer Schulter. Der Therapeut ist vielmehr ein Berater. Er redet einem Mut zu weiterzumachen, auch wenn Rückschläge eintreten. Er ist Begleiter des Heilungsprozesses. Und so manch ein Physiotherapeut übernimmt wahrscheinlich auch die Aufgabe eines guten Zuhörers. Eines machen die Erbringer der Heilpflege mit Sicherheit: Sie bringen Lebensqualität zurück.
Und sie tun weit mehr als das. Denn sie sind nicht nur dafür da zu handeln, wenn eine Beeinträchtigung schon entstanden ist. Sie sind auch präventiv tätig. Sie fördern die Gesundheit unserer Kinder, indem sie im frühen Kindesalter zum Beispiel bei der Therapie von körperlichen Verhaltensauffälligkeiten unterstützen und entlasten somit Eltern. Sie sind auch da, wenn in der KiTa Sprachstörungen erkannt werden und helfen mit gezieltem Training, diese auszugleichen. Sie leisten damit einen Beitrag zu echter Chancengerechtigkeit von Beginn des Lebens an. Dies war schon immer ein Kernthema liberaler Sozial- und Gesundheitspolitik.
Der Bedarf an Fachkräften im Gesundheitsbereich wird in keinem Fall sinken, sondern vielmehr weiter ansteigen. Schon jetzt ist die Lage schwierig: Teilweise werden Patienten dreimonatige Wartezeiten nach einer Kreuzband-OP am Telefon angekündigt, wie mir meine Mitarbeiterin berichtete. Betroffene brauchen aber nicht in ein paar Monaten Hilfe, sondern schnell. Denn ein zu später Beginn der Therapie sorgt häufig dafür, dass der Heilungsprozess nicht richtig anläuft. Betroffene Gelenke könnten dann im schlimmsten Fall ein Leben lang für Probleme sorgen.
Um diesem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken, müssen wir Maßnahmen auf den Weg bringen, die diese Berufe nachhaltig attraktiver machen. Weitere Maßnahmen werden folgen müssen. Beispielsweise der Abbau von bürokratischen Hürden und eine leistungsgerechte, realitätsnahe Vergütung. Mit der Schulgeldfreiheit haben wir einen richtigen Schritt in diese Richtung getan. Nun ist es wichtig, die langfristige Finanzierung abzusichern. Die letzte Bundesregierung hatte sich das eigentlich groß auf die Fahnen geschrieben, aber geliefert hat sie bis zum Ende nicht. Es hilft jetzt auch nicht weiter, dass sich CDU und SPD gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, an wem die Initiative gescheitert ist. Fakt ist: Die GroKo hat die Schulgeldfreiheit im Koalitionsvertrag vereinbart, sie aber nicht umgesetzt. Die FDP im Bund hat sich dafür stark gemacht, dass die Schulgeldfreiheit als Ziel im Ampel-Koalitionsvertrag steht. Wir werden auch auf eine zügige Umsetzung drängen. Sollte das nicht passieren, werden wir wissen, an wem die Schulgeldfreiheit in den vergangenen Jahren wirklich gescheitert ist.
Nicht nur die Auszubildendenzahlen müssen steigen, sondern perspektivisch auch die der Ausbilder. Dem wird das Land, insbesondere auch gegenüber dem Bund, Rechnung tragen. Schulgeldkosten für Gesundheitsfachberufe müssen der Vergangenheit angehören. Hier in Schleswig-Holstein und in ganz Deutschland."
Sperrfrist Redebeginn!
Es gilt das gesprochene Wort