In seiner Rede zu TOP 15 (Prävention in Schleswig-Holstein) erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Heiner Garg:
„Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, sehr geehrte Frau Ministerin, zunächst mal auch einen herzlichen Dank meiner Fraktion an Sie und an Ihr Haus. Und ich habe gedacht, ich beneide Sie irgendwie nicht. Denn Große Anfragen, insbesondere zu solchen Themen, da sind Sie fast gezwungen, zu gucken, was machen wir alles Gutes und wie lässt sich das möglichst mit Grafiken, die sich dann immer weiter nach oben entwickeln, abbilden.
Mehr Geld, mehr Projekte, also das kennen wir alle irgendwoher. Und bloß nicht, meine Damen und Herren, irgendwelche Defizite aufzeigen. Das ist völlig logisch. Aber deswegen finde ich es gut, dass die Präventionsstrategie neu ausgerichtet werden soll mit dem Ziel, dass die Angebote strukturierter werden.
Das ist deswegen so wichtig, weil sich jeder investierte Euro in Prävention am Ende hundertfach auszahlt. Das bedeutet für mich nicht nur, dass die Kürzungen beim Versorgungssicherungsfonds falsch gewesen sind, sondern dass ich zumindest appelliere, von der Prävention, jedenfalls seitens der Landesmittel, bei den nächsten Haushaltskonsolidierungsrunden die Finger zu lassen.
Am Ende wird es sich mit Sicherheit nicht auszahlen, wenn man dort spart.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will auch noch auf ein weiteres Argument eingehen, dass im Hinblick auf unser Gesundheitssystem genannt worden ist. Das Problem ist auch, dass die Qualität der letzten Lebensjahre in kaum einem anderen OECD-Land so schlecht ist wie in unserem Land, trotz hervorragender Gesundheitsleistungen. Auch daran müssen wir arbeiten, und zwar am besten durch eine strukturierte Prävention von Ansätzen bei der Primärprävention über die Sekundärprävention bis hin zur tertiären Prävention.
Daran würde ich mich auch bei der Neuausrichtung der Präventionsstrategie tatsächlich ein bisschen orientieren. Zuerst ist das Erkrankungsrisiko grundsätzlich zu senken - zum Beispiel bei den großen Volkskrankheiten: durch gesunde Ernährung, durch mehr Bewegung und Sport, durch Impfungen, durch Stressreduzierung oder auch durch so simple Sachen wie Rauchverbote an bestimmten Orten. Das wäre die Primärprävention.
Das Zweite, die Sekundärprävention, soll dann tatsächlich dazu führen, dass Erkrankungen früh, so früh wie möglich erkannt werden, also durch die Vorsorgeuntersuchung U1 bis U9 beispielsweise oder auch durch Krebsvorsorgeuntersuchung. Da kann ich nur sagen: Wir haben in Schleswig-Holstein mit QuaMaDi und eQuaMaDi eigentlich ein ganz hervorragendes punktuelles Angebot. Wenn Frauen aber über ein Jahr warten müssen, bis sie einen Mammografietermin bekommen, aus unterschiedlichen Gründen, dann muss an dieser Stelle nachgebessert werden, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Die Tertiärprävention schließlich, die also dafür dient, insbesondere um eine Verschlimmerung eines Krankheitsbildes zu verhindern, beispielsweise durch Rehamaßnahmen, die muss genauso in den Fokus genommen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, nach Corona habe ich ein bisschen den Eindruck, es ist eine gewisse Impfmüdigkeit, vielleicht auch durch die Auseinandersetzung über das Impfen, eingetreten. Ich wünsche mir eine breit aufgestellte Impfkampagne und damit meine ich nicht nur Covid-19-Impfstoffe und vielleicht ein bisschen Influenza, sondern die ganze Palette. Wenn man durch Impfung Krankheiten verhindern kann, dann sollte man das nicht nur tun, sondern dann muss man auch darüber aufklären.
Das bedeutet beispielsweise auch, dass man Prävention zielgruppenspezifisch ausrichtet. Ich meine etwa die Queer-Community. Es ist für mich nach wie vor ein Ärgernis, dass Angebote für HPV-Impfungen nur für Jungs oder auch Affenpockenimpfungen genau an zwei Standorten möglich sind, nämlich in Kiel und Lübeck. Wir sind ein Flächenland. Deswegen sollten bei der Neuausrichtung der Strategie einmal tatsächlich die verschiedenen Stufen der Prävention berücksichtigt werden und auch unterschiedliche Zielgruppen unterschiedlich angesprochen werden. Ich glaube, dann können wir, wenn wir uns das nächste Mal über Prävention unterhalten, über welche Initiative auch immer, auch hier einen echten Fortschritt feststellen."
Sperrfrist Redebeginn!
Es gilt das gesprochene Wort.