Heiner Garg zu TOP 52 "Bericht zu Suiziden und zur Suizidprävention in Schleswig-Holstein"

Heiner Garg

In seiner Rede zu TOP 52 (Bericht zu Suiziden und zur Suizidprävention in Schleswig-Holstein) erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Heiner Garg:

Zunächst einmal auch von meiner Fraktion herzlichen Dank an Sie, Frau Ministerin, und an Ihr Haus für den vorliegenden Bericht. Auch herzlichen Dank an den SSW für die Initiative und ebenso an die Beiträge der Kolleginnen und Kollegen, denen ich mich ohne jede Einschränkung anschließe. Ich sage das deswegen, weil ich so eine Debatte ehrlicherweise wenig fruchtbringend finde, wenn ich jetzt genau dasselbe noch einmal sagen würde. Deswegen schließe ich mich ausdrücklich an und möchte auf einen Punkt, Frau Ministerin, hinweisen, der mir ein Herzensthema ist.

Ich habe die herzliche Bitte, den Blick auch darauf zu lenken, dass eine Gruppe im Bericht nicht vorkommt. Diese hat aber vermutlich ein rund viermal so hohes Suizidrisiko wie die sogenannte Allgemeinbevölkerung: Das sind queere Menschen. Ich weiß, dass die Datenlage dazu relativ gering und dünn ist. Es gibt aber eine ausgezeichnete Studie von Andreas Pfister, und zwar aus dem letzten Jahr vom Institut für Public Health an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Winterthur. Ich würde einmal die kühne Vermutung wagen, dass die gesellschaftliche Struktur der Schweiz mit unserer relativ vergleichbar ist und hier kommt Pfister zu dem Ergebnis, dass die Gefährdung, also die sogenannte Lebenszeitprävalenz über alle Altersgruppen hinweg, von Menschen mit queerem Hintergrund rund viermal höher ist als in der allgemeinen Bevölkerung.

Es werden universelle, selektive und indizierte Suizidpräventionsmöglichkeiten angesprochen. Ich glaube, dass gerade von universeller Suizidprävention immer auch die Allgemeinbevölkerung profitieren würde. Ich erspare uns heute an der Stelle, ins Detail zu gehen, habe aber wirklich die Bitte, wenn wir auf den Wunsch des SSW, den ich richtig finde, im Ausschuss in geeigneter Form, also mit einer Anhörung, einem Fachgespräch, oder wie auch immer, das Thema beleuchten, dann sollte diese Gruppe mit Sicherheit nicht hinten runterfallen. Das ist noch mal eine Aufgabe, vielleicht auch gemeinsam zu überlegen, gemeinsam mit dem Sozialministerium, wo ja der Aktionsplan fortgeschrieben wird, dass man da noch mal gemeinsam draufguckt, dass diese spezielle Gruppe, die nicht nur in der Vergangenheit durch ganz besondere Stigmatisierung, sondern nach wie vor durch Benachteiligung, auch durch Benachteiligung durch Rechtsetzung, es verdient hätte, ob unsere Präventionsangebote in Schleswig-Holstein tatsächlich, und hier insbesondere die zielgruppenspezifischen Angebote, also die sogenannten selektiven Angebote, auch auf diese Gruppe ausreichend gerichtet sind. Ich bedanke mich an dieser Stelle aber auch ausdrücklich bei allen, die hier in der Prävention tätig sind.

Dazu gehören im Übrigen auch sogenannte Gatekeeper-Personen, also Lehrpersonal etwa an Schulen oder Ärztinnen und Ärzte. Es gilt, sie stark zu machen, damit sie wirklich bei den allerersten Anzeichen tätig werden können, also Stichwort indizierte Prävention. Da geht es zum Beispiel darum, dass Sätze wie ‚Ich kann nicht mehr‘ auch tatsächlich ernst genommen werden müssen, gerade wenn man feststellt, dass es sich um Menschen aus dieser Gruppe handelt. In diesem Sinne: Vielen Dank noch mal für den Bericht. Ich glaube es ist aber notwendig, diese Ergänzung zu machen und auch ich freue mich auf einen interessanten Austausch und würde mich dem Ziel natürlich gerne anschließen, dass wir zu einer Vision Zero kommen, weil ehrlicherweise jeder Mensch, den man verliert, vor dem Hintergrund, dass der Mensch selbst kapituliert, selbst nicht mehr weiter weiß, ein Mensch zu viel ist."

 

Sperrfrist Redebeginn!

Es gilt das gesprochene Wort