Sport/ Schwimmausbildung

Jörg Hansen zu TOP 24 „Jedes Kind muss schwimmen können“

Jörg Hansen

In seiner Rede zu TOP 24 (Jedes Kind muss schwimmen können) erklärt der sportpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Jörg Hansen:

„Wer erinnert sich nicht an die Anfänge des eigenen Schwimmunterrichts und die ersten Erfolge? Bei mir war es in Wassersleben in Flensburg. Zum ersten Mal im tiefen Wasser, 15 Minuten, dann hatte ich ihn: den ‚Freischwimmer‘. Das Abzeichen musste natürlich sofort auf die Badehose. Das machte nicht nur stolz, sondern auch sicher. Wer nicht schwimmen kann, dem bleibt vieles verwehrt oder man begibt sich in Lebensgefahr. Deswegen kann man gar nicht früh genug beginnen.

Das vergangene Jahr ist ein verlorenes Jahr für die Schwimmausbildung, da die Schwimmbäder coronabedingt geschlossen hatten. Ein Jahr ohne Schwimmausbildung macht sich bemerkbar, denn in diesem Jahr hatten viele Kinder nicht die Chance, schwimmen zu lernen. Das Sportland Schleswig Holstein als Bundesland zwischen den Meeren kann es aber nicht zulassen, zu einem Land der Nichtschwimmer zu werden. Genauso wenig wollen wir zulassen, dass gesagt wird, wir hätten nichts dagegen getan. So wie es der Antrag der SPD suggerieren möchte.

Wir Jamaika-Fraktionen haben immer verdeutlicht, dass uns der Schwimmunterricht wichtig ist. Dass nicht ausreichend Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer das schwimmen lernen, ist ein Problem, das wir nicht erst seit Corona kennen. Jedoch hat die Corona-Pandemie das Problem nicht unerheblich verschärft. Die Aerosole in den Hallenbädern waren das Problem. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat hierzu ein Projekt aufgelegt und ich gehe auch davon aus, dass uns das Modell-Projekt in Flensburg Erkenntnisse bringen wird, wie weit wir uns vorwagen können. Aber das hilft uns jetzt akut nicht weiter.

Die Rettungsschwimmer haben bereits Befürchtungen in Bezug auf die anstehende Badesaison geäußert. Die körperliche Fitness vieler Menschen ist auf der Strecke geblieben und zahlreiche Kinder haben das Wasser und seine Gefahren noch nicht kennengelernt. Daher will ich an dieser Stelle deutlich loben, dass die Landesregierung bereits während der Pandemie auf die steigenden Nichtschwimmerzahlen reagiert hat. Mit der Corona-Bekämpfungsverordnung in der Fassung vom 26. März 2021 hat sie die rechtliche Grundlage für den Schwimmunterricht, insbesondere auch an den Grundschulen, geschaffen und im April dieses Jahres gemeinsam mit dem Schwimmverband, der DLRG, dem LSV und den kommunalen Landesverbänden zu einer gemeinsamen Schwimmlernoffensive aufgerufen.

Darüber hinaus ist es seit dem 17. Mai möglich, den Schwimmunterricht in den Freibädern Schleswig-Holsteins abzuhalten. Das einfache Fordern nach Haushaltsmitteln durch die SPD löst das Problem nicht. Und es verschließt vor allem die Augen davor, dass den Kommunen seit diesem Jahr jährlich 7,5 Millionen Euro vom Land für kommunale Schwimmstätten zur Verfügung gestellt werden. Entweder ist das nicht sauber recherchiert oder aber bewusstes Weglassen. Die Argumentation der SPD gerät da aber ins Schwimmen. Denn: Der SPD-Antrag reduziert das Thema auf monetäre Aspekte. Er ist ein ‚Schaufenster-Antrag‘, der lediglich auf den ersten Blick als das erscheint, was wir gerade brauchen. Der SSW ist da zumindest etwas kreativer. Das Pech des SSW ist nur, dass er sich an den falschen Antrag angehängt hat.

Wir Jamaika-Fraktionen sind über das bloße Fordern von Mitteln hinausgegangen. Weil es damit allein eben nicht getan ist. Es sollte uns vielmehr darum gehen, Konzepte zu entwickeln, um freie Wasserzeiten vermehrt für die Schwimmausbildung nutzen zu können. Damit einhergehen sollte eine Erhöhung der Angebote von Schwimmkursen im Freizeitbereich. Hierzu sollen die Restmittel aus dem 2019 beschlossenen Fonds ‚Schleswig-Holstein lernt Schwimmen‘ wie im Antrag beschrieben eingesetzt werden. Das fordern wir mit unserem gemeinsamen Antrag. Es erschließt sich mir auch nicht, warum die SPD pauschal die Schwimmausbildung bei gleichzeitiger Untersagung des allgemeinen Badebetriebes fordert. Dass der Infektionsschutz höchste Priorität haben muss, das ist selbstverständlich.

Die Kinder sollen nicht bloß ‚schwimmen lernen‘. Sie sollen auch die Fähigkeit und das Selbstbewusstsein vermittelt bekommen, sich im Element ‚Wasser‘ so sicher wie möglich zu bewegen. Nur so haben sie eine erste Chance, in Gefahrensituationen oder bei Badeunfällen überhaupt zu reagieren. Ganz abgesehen von Erwachsenen oder Jugendlichen, die nach einem Jahr ohne Schwimmen ganz einfach aus der Übung gekommen sind oder sich überschätzen. Hier müssen wir ansetzen. Unser Ziel muss jetzt also sein, das Schwimmen insgesamt konkret zu fördern.

Wir sind uns im Ziel also einig. Aber Geld allein macht nicht glücklich. Ganz abgesehen davon, dass wir bereits Dinge realisiert haben, stellt sich die Frage: Was ist, wenn wir den SPD-Antrag beschließen würden, aber die Hallen blieben leer? Fazit: Im Ziel sind wir uns einig. Jamaika wird konkret und der SPD-Antrag gehört also ins ‚Nichtschwimmerbecken‘. Deswegen bitte ich um Ihre Zustimmung zum Jamaika-Antrag.“

Es gilt das gesprochene Wort!