Verkehr/ Synthetische Kraftstoffe

Kay Richert zu TOP 18 „Technologieoffenheit in der Verkehrspolitik realisieren“

Kay Richert

In seiner Rede zu TOP 18 (Technologieoffenheit in der Verkehrspolitik realisieren – synthetische Kraftstoffe stärker berücksichtigen) erklärt der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Kay Richert:

„Wird im Alltag von Elektromobilität gesprochen, wird zumeist an batteriebetriebene Fahrzeuge gedacht. In einer anonymen KPMG-Umfrage von 2017 unter Managern der Automobilindustrie geben allerdings 72 Prozent der Befragten an, dass rein batteriebetriebene Autos scheitern werden. Dies ist einer der Gründe, weshalb der Fokus auf die Technologieoffenheit so wichtig ist! Nun werden die meisten E-Fuels nicht auf den ersten Blick der Elektromobilität zuordnen. Aber jeder von uns kennt die Binsenweisheit, dass bei Autos mit Batteriebetrieb der Auspuff aktuell nur woanders steht – nämlich am Kraftwerk. Dann kann man von Autos mit E-Fuel-Betrieb ebenso sagen, dass hier der Generator woanders steht – nämlich an der Windmühle.

E-Fuels sind eine faszinierende Technologie und sie bieten viele Vorteile: Nirgendwo ist Energie so dicht speicherbar wie in Flüssigkeiten und Feststoffen. Die Verbrennung von E-Fuels ist CO2-neutral, weil nur die Menge an CO2 freigesetzt wird, die vorher aus der Atmosphäre entnommen wurde. E-Fuels können problemlos gelagert und transportiert werden. Die Infrastruktur für Distribution und Vertrieb gibt es schon, es sind hier keine Investitionen nötig. Und E-Fuels sind sozialverträglich: Sie erlauben die Weiterverwendung der Gebrauchtwagen, die es jetzt schon gibt. Nur durch die Nutzung von E-Fuels können wir umweltneutrale Mobilität garantieren, ohne dass der Kleinwagen von Oma Erna oder der alte Mercedes von Opa Heinz wertlos werden. Batteriebetriebene Autos sind aktuell noch etwas für die Reichen und Besserverdiener, die sich Neuwagen und eine private Lademöglichkeit leisten können. Und selbst wenn sich das irgendwann ändern sollte – E-Fuels könnten schon heute dafür sorgen, dass sich die Emissionen der Bestandsflotte reduzieren.

‚Umweltschutz hat Vorrang vor Gewinnstreben und persönlichem Nutzen. Umweltschädigung ist kriminelles Unrecht.‘ – Wer weiß, woher dieses Zitat stammt? Es stammt aus dem Grundsatzprogramm der FDP aus dem Oktober 1971, den sogenannten Freiburger Thesen. Genau wie in den Bereichen betriebliche Mitbestimmung, Eigentum oder Gleichberechtigung finden sich hier viele Forderungen, die für uns heute selbstverständlich sind, die in den 1970er Jahren aber visionär waren. Zum Glück für unsere deutsche Gesellschaft haben sich in den Jahren nach 1971 – und besonders in den 1980er Jahren – viele politische Akteure fleißig bei den Freiburger Thesen bedient. Und auch Sie haben sich mit Ihrem Antrag bedient: Und zwar bei der Jamaika-Koalition, bei den guten Dingen, die wir bereits auf den Weg gebracht haben: Technologieoffenheit ist ein Markenzeichen dieser Koalition. Bereits 2017 haben wir den Grundstein gelegt und mit einem klaren Bekenntnis zu Wasserstoff und Sektorenkopplung auch unseren Einsatz für synthetische Kraftstoffe dokumentiert. Die Wasserstoffstrategie des Landes erkennt ebenfalls die Potenziale von E-Fuels für Land und Leute. Synthetisches Kerosin wird zum Beispiel in Schleswig-Holstein bald hergestellt. Der Bedarf ist da, Lufthansa hat sich erst kürzlich synthetisches Kerosin für 250 Millionen US-Dollar auf dem Markt gesichert. Die Dinge, die Sie in Ihrem Antrag fordern, passieren hier bereits. Deswegen werden wir Ihren Antrag ablehnen und unserem Original zustimmen.“

Es gilt das gesprochene Wort!