In seiner Rede zu TOP 33 (Eine Social Entrepreneurship und Social Innovation-Strategie für Schleswig-Holstein entwickeln) erklärt der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Kay Richert:
„‘Social Entrepreneurship‘ oder ‚Social Innovation‘ – das klingt schon ein bisschen nach steuergeldfinanziertem Aktionismus. Dabei ist Misstrauen hier fehl am Platz und es sind lediglich die Begriffe ungewohnt – das Prinzip kennen wir alle und sind damit vertraut. Soziales Unternehmertum ist nämlich grundsätzlich nichts Neues: Stiftungen, gemeinnützige Vereine und Genossenschaften sind gemeinwohlorientierte Unternehmen. In Deutschland sind damit die Namen Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Hermann Schulze-Delitzsch und Adolph Kolping verbunden – übrigens ein Katholik, ein Protestant und ein Liberaler. Es geht um die Lösung gesellschaftlicher Problemstellungen mit unternehmerischen Mitteln, also um kontinuierliche wirtschaftliche Tätigkeit mit leistungsbasierten Einnahmen, um die Vereinbarung ökonomischer Prinzipien mit dem Non-Profit-Gedanken.
Herkömmliche Unternehmen maximieren den Profit. Die Gewinne des sozialen Unternehmens sollen nicht maximiert werden, sondern den Weiterbetrieb sicherstellen. Sozialunternehmen maximieren auch, und zwar den sozialen Nutzen. Profitmaximierung hat ihre guten Seiten: Sie ist Triebfeder für Innovationen und technisch-organisatorischen Fortschritt, wodurch wiederum Wohlstand für alle durch echten Mehrwert geschaffen wird. Profitmaximierung kann aber auch unsozial sein, zum Beispiel im Fall von Ausbeutung oder Raubbau. Profitmaximierung kann einer Gesellschaft nutzen oder ihr schaden. Deswegen ist die FDP überzeugte Verfechterin der sozialen Marktwirtschaft. In einer funktionierenden Volkswirtschaft haben beide Arten von Unternehmen ihre Berechtigung. Denn auch wenn der Ansatz eines Sozialunternehmens auf den ersten Blick philanthropischer scheint – ohne gewinnorientierte Unternehmen würde vor allem der Staat nicht über ausreichende Einnahmen verfügen, um seine Aufgaben zu erfüllen. Unternehmertum ist wichtig für uns als Gesellschaft. Deswegen wird es bald das Landeskonzept ‚Entrepreneurship Education‘ geben, um junge Menschen dafür zu begeistern, ihre Ideale umzusetzen, ihre Träume zu leben und gleichzeitig als Unternehmerinnen und Unternehmer die Gesellschaft voranzubringen. Dabei sind die Träume und Ideale so vielfältig und unterschiedlich wie die Menschen und deswegen ist es richtig, dass Social Entrepreneurship als eine der unternehmerischen Facetten im Landeskonzept ‚Entrepreneurship Education‘ beleuchtet wird.
Wir brauchen Unternehmerinnen und Unternehmer. Und wir brauchen Lösungen für gesellschaftliche Problemstellungen. Die Förderung von sozialunternehmerischen Ansätzen ist ein guter Weg, um beide Herausforderungen anzugehen. Lösung von gesellschaftlichen Problemen durch unternehmerische Tätigkeit ist eine bessere und nachhaltigere Lösung als die Verteilung von Subventionen.“