Oliver Kumbartzky zu TOP 24 „Für wirksamen Tierschutz – Konsequenzen aus Vernachlässigung ziehen“

Parlamentarischer Geschäftsführer und agrarpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kumbartzky

Was sich im Meldorfer Speicherkoog abgespielt hat, ist ein Drama und ein echter Tierschutzskandal. Der Fall zeigt deutlich auf, dass Tierhaltung eben nicht einfach so von selbst läuft. Tierhaltung hat etwas mit Verantwortung zu tun. Man braucht Zeit, Können und Engagement. Es reicht eben nicht, Tiere einfach nur zu mögen. Man muss sich auch kümmern.

Ich will an dieser Stelle nicht versäumen, denjenigen zu danken, die nach Bekanntwerden der Zustände direkt und unkompliziert geholfen haben. Das sind die Familienbetriebe, die Koniks aufgenommen und aufgepäppelt haben. Und das ist das Team von Bunde Wischen, das die Fanganlage sofort zur Verfügung gestellt hat und ebenfalls mehrere Tiere in seine Obhut nahm. Durch das Engagement dieser Retter konnten diese Koniks überleben.

So schlimm der Vorfall im Meldorfer Speicherkoog auch war, ich möchte eines ganz deutlich sagen: Wir haben uns immer dafür eingesetzt, dass Landwirte nicht über einen Kamm geschoren werden dürfen, denn auch dort gibt es vereinzelt schwarze Schafe, die ihrem Berufsstand schaden. Gleiches gilt aber auch für Tierschützer. Deshalb will ich heute ausdrücklich nicht den NABU generell kritisieren. Ich bin dem NABU und seinen aktiven, ehrenamtlich engagierten Mitgliedern in den Ortsgruppen wirklich dankbar für die vielen Naturschutzprojekte auf vielen Flächen im Land. Und häufig ist die Zusammenarbeit zwischen NABU-Mitgliedern auf Ortsebene und Landwirten sogar richtig gut. Aber das, was da im Speicherkoog passiert ist, geht gar nicht. Der NABU hat damit nicht nur seinen Ehrenamtlern geschadet, sondern allen Naturschutzorganisationen einen Bärendienst erwiesen.

Das Tierschutzgesetz gilt für alle – auch für den NABU. Der NABU ist der Eigentümer der rund 70 Konik-Pferde, von denen mittlerweile leider zehn tot sind. Gestorben an Vernachlässigung. Das ist kein Ergebnis von wenigen Tagen mangelnder Ernährung, wie der NABU anfangs schrieb. Es ging um Vernachlässigung über einen längeren Zeitraum. Und zwar nicht in einem Stall, sondern auf freier, einsehbarer Fläche. Das ist wie gesagt skandalös. Die Koniks wurden als Wildpferde gehalten, aber auch vermeintlich ‚wilde‘ Tiere brauchen Pflege. Das gilt vor allem dann, wenn die ‚wilden‘ Pferde auf eine Fläche gestellt werden, die sie nicht verlassen können und die sie nicht ernähren kann. Was sich mir bis heute nicht erklärt: Wie konnte sechs Monate lang niemand bemerken, dass es den Tieren so schlecht geht, dass am Ende sogar zehn Tiere sterben mussten? Hat wirklich ein halbes Jahr niemand nach den Tieren geschaut? Mit welcher Motivation übernimmt man die Verantwortung für Lebewesen, die auf die Pflege des Menschen angewiesen sind? Denn auch wenn wir von Wildpferden sprechen, gerade dem NABU hätte doch klar sein müssen, welche Bedürfnisse Tiere haben.

Die Romantik mancher von einer angeblich ‚heilen wilden Natur‘ direkt um die Ecke entpuppt sich als harter Überlebenskampf, wenn der Mensch nicht doch immer zumindest mal nachschaut und auch mal handelt. Und eigentlich sollte man doch meinen, dass der NABU auf viele Jahre Erfahrung zurückgreifen kann, um sich mit solchen Wildtieren auszukennen. Die Expertise, die der NABU vorweist, hat uns zumindest darauf vertrauen lassen. Leider hat sich das als falsch erwiesen.

Der Eigentümer der Tiere ist verantwortlich für den Tierschutz. Diese Verantwortung kann er nicht abstreifen. Eigentum verpflichtet. Und was wir nach Aufdeckung des Skandals in den Medien erlebt haben, ist wirklich bemerkenswert. Meiner Meinung nach hat sich der Geschäftsführer des NABU Schleswig-Holstein da im wahrsten Sinne des Wortes auf einem hohen Ross sitzend vergaloppiert. Denn die Frage ist doch, ob der NABU das Leid der Tiere über Wochen ignoriert hat oder ob es ihm schlichtweg an den Fachkenntnissen zur Betreuung der Tiere fehlte, mit denen er aber in der Öffentlichkeit wirbt und auch Spenden sammelt. Statt ernsthaft in alle Richtungen aufzuklären, wie die Tiere verhungern konnten, wurde vom Geschäftsführer mit dem Finger auf andere gezeigt. Das brachte niemanden in der Sache weiter und daher ist es gut, dass wir im Umwelt- und Agrarausschuss in aller Ruhe und mit den Beteiligten über die Vorkommnisse und die Konsequenzen für die zukünftige Nutzung des Wöhrdener Lochs reden werden. Aufklärung tut Not. Übrigens ermittelt auch Staatsanwaltschaft. Wegen dieser laufenden Verfahren werden wir auch nicht dem AfD-Antrag zustimmen und auch keinen eigenen Antrag beschließen.“